Personal fehlt NRW-Familienminister Stamp: Infektionslage in Kitas angespannt
Die Omikron-Welle hat in der Kindertagesbetreuung voll zugeschlagen. Viele Kitas mussten teilweise oder ganz schließen.
Die Infektionslage in der Kindertagesbetreuung Nordrhein-Westfalens ist weiterhin angespannt. Auch wenn die Datenlage in der Omikron-Welle nicht mehr vollständig zu erfassen sei, seien die sichtbaren Neuinfektionsraten immerhin seit zwei Wochen stabil, sagte NRW-Familienminister Joachim Stamp (FDP) am Mittwoch im Fachausschuss des Düsseldorfer Landtags.
Nach den bisher vorliegenden Meldungen hätten im Januar 793 von insgesamt 10 600 Kitas in NRW wegen Corona teilweise schließen müssen und 269 komplett. Im Februar seien es bislang 170 Teil- und 49 Komplettschließungen gewesen.
Im Januar seien den Landesjugendämtern 22 151 Kinder sowie 12 733 Beschäftigte als corona-infiziert gemeldet worden, berichtete Stamp. Im Februar seien es bisher 1223 Kinder und 286 Mitarbeiter gewesen. Zudem hätten 110 Jugendämter für die 5. Kalenderwoche 627 zeitweise Schließungen in der Kindertagespflege wegen Quarantäne gemeldet.
Stamp appellierte an alle Parteien, die Lage mit „mehr Sachlichkeit und Fachlichkeit“ zu analysieren und keine Ängste unter den Bürgern zu schüren. Er habe deswegen am vergangenen Montag renommierte Wissenschaftler mit Elternvertretern, Gewerkschaftern und Kita-Trägern zusammengeführt, berichtete der Minister.
„Die Expertinnen und Experten sind sich einig, dass schwere Verläufe bei Kindern durch eine Corona-Infektion die absolute Ausnahme darstellen“, sagte Stamp. Eine Infektion mit dem Coronavirus bedeute nicht zwangsläufig, dass ein Kind auch an Covid-19 erkranke. „Bei vielen Kindern verläuft die Infektion symptomlos“. Diejenigen, die erkrankten, hätten in aller Regel einen milden Verlauf mit grippalen Effekten, Husten und Schnupfen - oftmals milder als bei anderen Atemwegsinfektionen.
Bisherige Daten bestätigen, dass 60 Prozent der Kinder mit einer Corona-Infektion in Krankenhäusern unter einem Jahr alt seien. „Oft, weil Säuglinge zur Abklärung von Symptomen eher in ein Krankenhaus gebracht werden oder weil man bei Frühgeborenen besondere Vorsicht walten lässt“, erklärte Stamp. „Die allermeisten Kinder verlassen das Krankenhaus bereits wieder nach einem oder zwei Tagen Aufenthalt.“ Die Studienlage lege zudem nahe, dass Covid-Langzeitfolgen insbesondere für Untersechsjährige im Vergleich zu Erwachsenen eine absolut untergeordnete Rolle spielten.
Einschränkungen von Betreuungszeiten müssten sehr sorgfältig gegen andere potenzielle Schäden abgewogen werden, mahnte Stamp. Die Experten hätten berichtet, dass Einschränkungen im sozialen Leben der Kinder vermehrt zu Adipositas, seelischen Erkrankungen und Suchtverhalten führten. „Diese Risiken übersteigen die Risiken einer Corona-Infektion um ein Vielfaches“, unterstrich der Minister.
Der SPD-Abgeordnete Dennis Maelzer forderte Stamp auf, den kommunalen Kita-Trägern mehr Freiheit zu geben, flexibel auf die Infektionslage vor Ort zu reagieren statt ihnen alles zentral vorzuschreiben.