Lage spitzt sich zu NRW übernimmt Corona-Patienten aus Bayern - Planbare OPs sollen verschoben werden

Düsseldorf · Mit einem speziell umgebauten Luftwaffen-Airbus werden Corona-Kranke aus Bayern nach NRW gebracht - die Kliniken sollen planbare Operationen verschieben.

NRW will planbare OPs wegen Corona-Patienten verschieben.

Foto: dpa/Matthias Balk

Nordrhein-Westfalen übernimmt schwer Corona-Erkrankte aus Bayern. Am Freitag startete dazu nach Bundeswehr-Angaben eine Luftwaffen-Maschine aus Köln in Richtung Memmingen. Sie sollte bis zum frühen Abend Schwerkranke aus Bayern zum Flughafen Münster-Osnabrück bringen.

„Bei uns ist die Situation so, dass wir helfen können und das tun wir“, sagte NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) am Freitagmorgen im Landtag. „Das ist für Nordrhein-Westfalen selbstverständlich.“

Für die Übernahme der Patienten war eine Rechtsänderung notwendig, die von Landesregierung und Landtag am Freitag im Blitztempo verabschiedet wurde: Erst beschloss das Kabinett in einer Sondersitzung eine entsprechende Verordnung, dann billigte das Landesparlament eine Vorlage zur Änderung des Infektionsschutzgesetzes in einem neu aufgenommenen Tagesordnungspunkt einstimmig und hielt dabei beide notwendigen Lesungen direkt hintereinander ab.

Die NRW-Krankenhäuser werden damit angewiesen, nach medizinischer Abwägung planbare Operationen zu verschieben, um Platz für schwer kranke Corona-Patienten auch von außerhalb zu schaffen.

Wüst verwies in der Debatte darauf, dass eine Verschiebung planbarer Operationen Patienten viel abverlange. „Es ist eine gigantische Solidarleistung, die wir diesen Menschen jetzt abverlangen“, sagte er. „Es liegen schwierige Wochen vor uns.“

NRW hat nach den Zahlen vom Freitag noch 362 Intensivbetten mit Beatmungsmöglichkeit für sehr schwere Fälle frei. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt landesweit mit 274,2 deutlich unter dem Bundesschnitt (438,2).

Im Rahmen des sogenannten Kleeblatt-Systems sollen Covid-19-Patienten bundesweit verteilt werden können, wenn in einzelnen Regionen der Kollaps von Krankenhäusern droht. Eine Verlegung von Patienten mit anderen Erkrankungen ist laut eines Kriterienkatalogs der Intensivmedizinervereinigung Divi nur in Ausnahmefällen vorgesehen. Das Konzept war im Frühjahr 2020 unter dem Eindruck der ersten Corona-Welle ins Leben gerufen worden.

Das Münsterland nimmt nach Angaben des örtlichen Krisenstabs am Freitag allein sechs schwerkranke Corona-Patienten aus Süddeutschland auf. Die Patienten würden in sechs verschiedene Krankenhäuser eingeliefert - drei in Münster selbst, drei im Umland, sagte der Leiter des Corona-Krisenstabes der Stadt Münster, Wolfgang Heuer.

Die Bundeswehr hilft damit erstmals dabei, Krankenhäuser in Regionen mit besonders vielen Corona-Patienten zu entlasten. Die Luftwaffe hält zwei Flugzeuge für solche Hilfseinsätze bereit. Dazu gehört der Airbus A310 MedEvac, eine „fliegende Intensivstation“ mit sechs Behandlungsplätzen, sowie eine umgerüstete Spezialmaschine, das Überwachungsflugzeug A319OH. In dieses waren zwei Plätze zur Intensivbehandlung eingebaut worden.

(dpa)