Verdachtsfall Bundespolizei stoppt ICE - der Öffentliche Nahverkehr und das Coronavirus
Düsseldorf · Der Corona-Verdacht bei einem Fahrgast bestätigt sich aber nicht.
Noch am Dienstag hatte die Deutsche Bahn eine Erklärung verbreiten lassen: Sie sei „auf eine weitere Ausbreitung von Covid-19 in Deutschland umfassend vorbereitet“. Am Mittwochmorgen dann der Praxistest: In einem ICE von Kiel nach Stuttgart wurde ein Verdachtsfall festgestellt. Die Bundespolizei ordnete daraufhin an, den Zug am Bahnhof Frankfurt-Süd zu stoppen, und ließ den ICE am Gleis 8 von Einsatzkräften absperren.
Zuvor habe ein im Zug mitreisender Arzt einen Fahrgast untersucht und bei ihm eine vorliegende Corona-Infizierung für möglich gehalten, sagte Ralf Ströher, Sprecher der Bundespolizeidirektion Frankfurt/Main, dieser Zeitung. Der betroffene Mann wurde umgehend innerhalb des Zuges isoliert. Die Bundespolizei habe dann wie üblich das weitere Vorgehen dem örtlichen Gesundheitsamt, in diesem Fall der Stadt Frankfurt, überlassen.
Gegen 12 Uhr durfte der Zug nach einstündiger Pause weiterfahren
Dort kam man eine Stunde später zu der Einschätzung, dass sich der Verdacht nicht bestätigt habe. Der Zug mit rund 300 Reisenden wurde gegen 12 Uhr zur Weiterfahrt freigegeben. Auch der betroffene Fahrgast musste den ICE nicht verlassen.
Eingegangen war die Meldung des Zugpersonals wie grundsätzlich bei allen medizinischen Notfällen in der Notfallleitstelle der Deutschen Bahn. Von dort aus wurden die zuständigen Behörden informiert. Ein Stoppen des Zuges auf freier Strecke gilt dabei bahnintern als absolut unwahrscheinlich – nicht nur, weil damit womöglich eine gesamte Gleisstrecke blockiert wäre, sondern auch, weil der betroffene Zug dann auch schwerer erreicht werden kann.
Nach Angaben der Deutschen Bahn bestehen zum jetzigen Zeitpunkt für Bahnkunden im Zusammenhang mit dem Coronavirus keinerlei Einschränkungen. „In Zügen und Bussen der DB gelten die bekannten Vorsorgehinweise des Robert Koch-Instituts wie gründliches Händewaschen oder die schnelle Entsorgung von benutzten Taschentüchern.“
Würde ein Corona-Verdacht festgestellt, sehen die Pandemieplanungen der Bahn vor, den betroffenen Zugbereich zu sperren und nach der Fahrt professionell zu reinigen und zu desinfizieren. Fahrgäste würden gebeten, ihre Kontaktdaten zu hinterlassen.
Kunden mit Fahrscheinen in die vom Coronavirus betroffenen Gebiete in Italien bietet die Bahn auf Wunsch die kostenfreie Erstattung des Fahrpreises an. Dieses Angebot gilt ab sofort auch für alle Fahrten, deren Anlass aufgrund des Virus entfällt, beispielsweise durch Absagen von Messen, Konzerten oder anderen Großveranstaltungen. Der Fahrpreis wird auch erstattet, wenn ein gebuchtes Hotel im Zielort unter Quarantäne steht.