Gesundheit Zuzahlung für Pflegeheime weiter teuer - NRW nicht mehr Spitzenreiter

Düsseldorf/Berlin · Schon seit langem müssen viele Heimbewohner damit zurechtkommen, dass die Pflege immer teurer wird. Eine neue staatliche Kostenbremse sollte Entlastung bringen - hat das funktioniert?

Die Pflegekosten steigen weiter an.

Foto: dpa/Bernd Weißbrod

Neue Pflegeheimbewohner müssen laut einer aktuellen Auswertung des Verbands der Ersatzkassen (vdek) nicht mehr in Nordrhein-Westfalen die höchsten Eigenanteile berappen. Vom zweiten Heim-Jahr an haben sie hier allerdings die üppigsten Eigenanteile zu stemmen.

Der vdek-Statistik zufolge waren in NRW zum 1. Juli im ersten Jahr im Heim 2540 Euro pro Monat aus eigener Tasche zu bezahlen. Dabei ist ein zu Jahresbeginn eingeführter Zuschuss der Pflegekasse für die reine Pflege und Betreuung bereits eingerechnet. Am 1. Januar hatte NRW mit 2496 Euro Eigenbeteiligung - ebenfalls inklusive Zuschuss - die Liste angeführt. Jetzt ist es Baden-Württemberg (2555).

Für Heimbewohner kommen daneben noch Kosten für Unterkunft, Verpflegung und auch für Investitionen in den Einrichtungen dazu. Allein für Unterkunft und Verpflegung muss wiederum in NRW mit 1085 Euro im Monat bundesweit am meisten gezahlt werden.

Der neue Entlastungszuschlag steigt mit der Pflegedauer: Der Eigenanteil für die reine Pflege soll so im ersten Jahr im Heim um 5 Prozent sinken, im zweiten um 25 Prozent, im dritten um 45 Prozent, ab dem vierten Jahr um 70 Prozent.

Die Zuschüsse federn die finanziellen Belastungen für die Pflegeheimbewohner und ihre Familien aber nur teilweise ab. So waren etwa zum 1. Juli im ersten Jahr im Heim im bundesweiten Schnitt 2200 Euro pro Monat aus eigener Tasche fällig und damit 67 Euro mehr als zum 1. Januar, wie die vdek-Auswertung ergab. Ohne Zuschüsse wären es 2248 Euro gewesen. Gründe für die Kostensteigerungen, die sich auch in den Zahlen bei längerer Aufenthaltsdauer abbilden, seien gestiegene Löhne sowie höhere Lebenshaltungs- und Energiekosten, erläuterte der Verband.

Wie aus Daten für Versicherte der Ersatzkassen von 2021 hervorgeht, sind knapp ein Drittel der Pflegebedürftigen (30,2 Prozent) kürzer als ein Jahr im Pflegeheim. Ein bis zwei Jahre sind demnach 19,2 Prozent im Heim, zwei bis drei Jahre 14,1 Prozent und länger als drei Jahre 36,2 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner. In NRW lebten im vergangenen Jahr etwa 175 000 Pflegebedürftige in den rund 2300 Pflegeheimen des bevölkerungsreichsten Bundeslandes.

„Die Eigenanteile für die Pflegebedürftigen in Nordrhein-Westfalen bleiben trotz des Zuschlags sehr hoch“, kommentierte der Leiter der vdek-Landesvertretung Nordrhein-Westfalen, Dirk Ruiss, die neuen Daten. Es sei davon auszugehen, dass die Belastungen weitersteigen, da die Pflegekassen ab September nur noch mit den Einrichtungen Verträge abschließen dürfen, die Tariflöhne zahlen. Erfordert die Landregierung auf, die Investitionskosten der Pflegeheime zu übernehmen. Dies würde die Pflegebedürftigen um durchschnittlich 563 Euro pro Monat entlasten.

Auch die Deutsche Stiftung Patientenschutz rechnet mit wachsendem Kostendruck infolge steigender Löhne und Inflationsraten. „Die Bundesregierung muss akzeptieren, dass der gesamte Pflege-Eigenanteil jetzt endlich von der Pflegeversicherung zu tragen ist“, forderte Vorstand Eugen Brysch.

Für die Analyse der vdek wurden den Angaben zufolge Vergütungsvereinbarungen der Pflegekassen mit den Heimen in allen Bundesländern ausgewertet. Die Daten beziehen sich auf Bewohner mit den Pflegegraden 2 bis 5.

(dpa)