Justiz Radevormwald: Attacke auf Polizisten
Radevormwald · Im April 2021 war es in einem Radevormwalder Mehrfamilienhaus zu einem völlig unnötigen Handgemenge gekommen, bei dem mehrere Polizeibeamte beleidigt und angegriffen wurden.
Für die Auseinandersetzung verantworten mussten sich jetzt ein 34-jähriger Radevormwalder und seine 28-jährige Lebensgefährtin am Wipperfürther Amtsgericht.Vorausgegangen war ein heftiger Streit des Paars gegen Mitternacht, bei dem die Angeklagte unter anderem um Hilfe gerufen hatte. „Ich hatte den Verdacht, dass häusliche Gewalt im Spiel sein könnte“, sagte eine Nachbarin als Zeugin aus. Sie hätte schon öfter Ruhestörungen, Streitereien und extrem laute Musik während der halben Nacht aus der Wohnung des Paars miterleben müssen.
An diesem Abend sei der Streit jedoch so heftig gewesen, dass ein anderer Nachbar die Polizei verständigt hatte. Die traf dann auch kurze Zeit später ein – zunächst mit zwei Beamten, später kamen zwei weitere Kollegen hinzu. Zwei der Polizisten sagten als Zeugen aus.
Es kam zum Handgemenge im engen Flur der Wohnung
„Als wir dort ankamen, hatte der Mann schon die Wohnung verlassen. Wir haben dann erst einmal nach der Frau gesehen und mit den Nachbarn gesprochen“, sagte einer der Beamten. Um die Situation zu klären, werde der Aggressor für zehn Tage der Wohnung verwiesen. Der 34-Jährige sei damit auch einverstanden gewesen. Seine Freundin war jedoch emotional weiterhin aufgebracht und richtete ihre Aggression plötzlich gegen die Beamten. Als dann ihr Freund wieder in die Wohnung kam, um noch ein paar Dinge, wie eine Zahnbürste, zu holen, verkeilte sich das Paar ineinander. „Es kam plötzlich Dynamik rein. Wir haben versucht, die beiden auseinanderzuziehen. Eins führte zum anderen – ein riesiges Durcheinander“, schilderte einer der Polizisten das Handgemenge im engen Flur der Wohnung. Dabei kam es auch zu derben Beleidigungen und Tritte gegen die Beamten. Ernsthaft verletzt wurde dabei niemand.
Das Paar stritt die Anklagepunkte nicht ab. „Wir wissen nicht mehr, worum es bei dem Streit eigentlich ging“, sagten beide übereinstimmend. „Wir haben uns noch am selben Abend bei allen vier Beamten entschuldigt für die ganze Situation. Wir wollten nicht, dass das so eskaliert“, fügte das Paar hinzu.
Der Staatsanwalt sah nach der Anhörung und den Zeugenaussagen Raum für eine Einstellung des Verfahrens. „Positiv ist, dass keine Vorbelastung vorliegt und sich beide gegenüber der Polizei entschuldigt haben.“ Als Auflage forderte er eine Geldstrafe in Höhe von 1000 Euro für die Frau und 1500 Euro für den Mann. Der Richter schloss sich dem Antrag der Staatsanwaltschaft an, regte aber noch zu einer Konfliktberatung an: „Wenn Sie eine Beratung der Herbstmühle in Wipperfürth in Anspruch nehmen, verringert sich die Geldstrafe um zwei Raten (jeweils 200 Euro)“.
Das streitlustige Paar lebt mittlerweile in einem anderen Haus. „Unsere Verwandten haben uns nach dem Vorfall aus der Wohnung geschmissen“, gab die 28-Jährige offen preis.