Cold Case Raubmord in Bielefeld: Heiße Spur in kaltem Fall

Bielefeld · 31 Jahre nach dem Raubmord an einem Kioskbetreiber in Bielefeld ist aus dem Cold Case ein heißer Fall geworden. Führt ein Handschuh zum Mörder?

Arbeits-Handschuh bringt Bewegung in 31 Jahre alten Mordfall

Foto: Polizei Bielefeld/dpa

Vor 31 Jahren wurde der Bielefelder Kioskbetreiber Heinz-Georg S. (67) bei einem Raubüberfall erschlagen. Inzwischen verfolgen die Ermittler in dem einstigen Cold Case eine heiße Spur. In einem Handschuh, befleckt mit dem Blut des Opfers und vermutlich vom Mörder am Tatort vergessen, wurde mit neuen Methoden mutmaßliche Täter-DNA sichergestellt.

„Wir gehen davon aus, dass dieser Handschuh von dem Täter bei der Tat getragen und am Tatort zurückgelassen wurde. Möglicherweise legte er ihn ab, um das Schein- und Münzgeld besser aus der Kasse entnehmen zu können und vergaß ihn dann“, sagte Mord-Ermittler Markus Mertens.

Anhand der handschriftlichen Initialen (M.T) auf dem Handschuh konnte er in den vergangenen Tagen einem Handwerksbetrieb zugeordnet werden, der inzwischen nicht mehr existiert, berichtete die Polizei. Dessen ehemaliger Inhaber unterstütze die Ermittler aber nach Kräften.

Arbeitshandschuh mit den Initialen M.T

In seinem Betrieb seien alle Arbeitshandschuhe so gekennzeichnet worden, berichtete der Handwerker im Ruhestand den Ermittlern. Die bemühen sich nun festzustellen, wer alles im Jahr 1994 dort beschäftigt war. Es sei aber auch denkbar, dass der Handschuh auf einer Baustelle liegenblieb und so in den Besitz des Täters gelangt sei.

Heinz-Georg S. (67) war in seinem Kiosk am 13. Juli 1994, einem Mittwoch, zwischen 8.00 und 10.00 Uhr überfallen worden. Sein Mörder verletzte ihn mit massiven Schlägen am Kopf, raubte einen geringen Bargeldbetrag und flüchtete unerkannt. S. starb. Ein Zeuge will damals einen etwa 20-jährigen Mann weglaufen gesehen haben - mit einem blutverschmierten, weißen T-Shirt, unter dem er etwas verbarg.

Die Ermittler gehen davon aus, dass der Täter zum erweiterten Kundenkreis des Kioskbetreibers gehörte. Die Ermittlungsgruppe fand zudem heraus, dass der Kioskbetreiber vor seiner Ermordung bereits Opfer mehrerer Raubüberfälle geworden war.

Früherer Raubüberfall im Visier

Einer davon ist aktenkundig. Die Tat ereignete sich im Jahr 1980. Drei Räuber waren ermittelt und rechtskräftig verurteilt worden. Aufgrund von DNA-Abgleichen konnten sie aber als Verdächtige für den Raubmord ausgeschlossen werden.

Anders sieht es bei einem zweiten Raub im Februar 1992 aus. Von ihm hatte der Kioskbetreiber nur seinen Bekannten erzählt, aber keine Strafanzeige erstattet, obwohl er bei der Tat ebenfalls durch Schläge am Kopf verletzt worden war.

Die Ermittler vermuten sogar, dass der Kioskbetreiber die Täter des zweiten Überfalls erkannt haben könnte und sie ihn deswegen unter Druck gesetzt haben könnten. Möglicherweise sei er umgebracht worden, um eine Identifizierung zu verhindern.

3.000 Euro Belohnung locken

Die Ermittler waren 1994 nicht untätig: 350 Passat-Besitzer wurden überprüft und über 100 Stammkunden anhand ihrer Fingerabdrücke. Doch auch Speichelproben von den Stammkunden des Kiosks führten nicht zu einem DNA-Treffer.

Daher richten sich die Cold-Case-Ermittler nun an etwaige Mitwisser des Raubüberfalls von 1992: „Diese Vortat ist zwischenzeitlich verjährt.“ Mittäter müssten keine strafrechtlichen Konsequenzen mehr befürchten, wenn sie sich an die Polizei wenden, so Markus Mertens, Leiter der Ermittlungsgruppe. „Sie kommen daher als wertvolle Zeugen in Betracht.“ Für wichtige Hinweise wurden 3.000 Euro Belohnung ausgesetzt.

© dpa-infocom, dpa:250228-930-389823/1

(dpa)