Karneval in Willich Neersener Niersbienen lassen die 80er-Jahre wieder aufleben

Neersen/Anrath · Die Neersener Niersbienen sind in die Anrather Josefshalle umgezogen, weil der Wahlefeldsaal zu klein ist. Wieder hieß es „ausverkauft“. Was die Niersbienen so besonders macht.

In der Anrather Josefshalle ließen die Niersbienen die 80er-Jahre wieder aufleben.

Foto: Norbert Prümen

„80er-Jahre-Partyspaß, die Niersbienen geben richtig Gas“ lautete das Motto der Sitzungen in dieser Session. Und es war weit mehr als ein leeres Versprechen: Die Besucherinnen waren von dem Programm begeistert. Weil der 200 Personen fassende Wahlefeldsaal in Neersen viel zu klein geworden war, wurde jetzt erstmals in der Anrather Josefshalle gefeiert. Obwohl es dort 365 Plätze gibt, waren beide Veranstaltungen seit Wochen ausverkauft. Und viele Frauen ließen sich schon jetzt Plätze für nächstes Jahr reservieren.

Die Niersbienen haben ein Luxusproblem: Schon jetzt zeichnet sich ab, dass die Josefshalle im kommenden Jahr aus allen Nähten platzen wird. Sie halten aber nicht nach einer noch größeren Location Ausschau, verraten sie.

Was macht den Erfolg der überwiegend aus Neersen stammenden Niersbienen aus? Sie lieben den Sitzungskarneval, und ihre Begeisterung ist ansteckend. Sonja Peiffer war es gelungen, wieder ein tolles fünfstündiges Programm zu organisieren. Die prominentesten Namen waren Achnes Kasulke, Liselotte Lotterlappen und Bernd Stelter. Lokale Größen wie die Kinderprinzessin und das Willicher Prinzenpaar samt Gefolge durften natürlich auch nicht fehlen. Was auffiel: Keine der 365 Frauen war nicht verkleidet. Diese Quote wäre bei einer Herrensitzung völlig utopisch.

Sitzungspräsidentin Inge Frey kann sich auf ihre Mädels verlassen. Wie in jedem Jahr hatte Siliva Bergmann wieder ein tolles und zum Motto passendes Bühnenbild geschaffen. Mit Motiven wie Rollschuhen, Schallplatten, Kassetten und Zauberwürfeln ließ sie die 80er-Jahre wieder lebendig werden. Einige dieser Motive hatten auch die Besucherinnen aufgegriffen. Bei der Kostüm-Prämierung kamen die Landfrauen, als Zauberwürfel verkleidet, auf Platz 1, gefolgt von den Ghost-Busters und den Zauberbärchen. Als Anerkennung gab es Orden und Sekt.

Männer in der Josefshalle hatten eine dienende Funktion – aber nicht nur: Klar, sie versorgten die gutgelaunten Frauen mit Getränken, aber einige schafften auch den Weg auf die Bühne und wurden umjubelt. Da waren zum Beispiel Prinz Jens I. und Bürgermeister Christian Pakusch (CDU).

Lieselotte Lotterlappen
heißt eigentlich Joachim Jung

Sie trugen Oberteile, die die Illusion vermittelten, sie seien Extrem-Bodybuilder. Stimmungssänger Torben Klein machte zwar einen tollen Job, wurde aber trotzdem – scherzhaft – kritisiert: Er trat in einer langweiligen Jacke auf. Die Sitzungspräsidentin zeigte sich enttäuscht, dass er so viel anhatte. Später trat er dann noch mal kurz im weißen T-Shirt auf.

Die 80er-Jahre wurden auch dadurch so lebendig, dass die Hits dieser Zeit zu hören waren. „Niersbiene“ Sabine Stegmann schlüpfte in die Rolle der Pop-Ikone Madonna. Auf der Bühne tauchten auch Nena, Major Tom und Modern Talking auf. Sie mussten nur die Lippen bewegen, die Musik kam vom Band. Doch es gab auch Ausnahmen: Der Neersener Schützenkönig Stefan Broekmann beispielsweise sang seinen Elvis-Song live.

Zu vorgerückter Stunde brachten die sechs flotten Typen von der Fauth Dance Company aus Viersen noch mal so richtig Schwung in die Josefshalle – die Damen waren begeistert, und das dürfte nicht nur daran gelegen haben, dass der Alkoholpegel mittlerweile ein gewisses Niveau erreicht hatte. Lieselotte Lotterlappen, bekannt als der pinke Elefant im Porzellanladen, begeisterte die Frauen mit ihren eindeutig zweideutigen Anekdoten. Sie war schon für die Sitzung im vergangenen Jahr gebucht worden, musste krankheitsbedingt aber absagen. Die 365 Frauen konnten ihren Wortschatz erweitern mit Begriffen wie „Unterleibsinteresse“. „Ist das ein Kleid oder der Duschvorhang?“, fragte Lieselotte Lotterlappen, die eigentlich ein Mann ist und Joachim Jung heißt.

Ziemlich zum Schluss dann noch ein weiterer Höhepunkt: Der Auftritt der Las Tropicals. „Sie sind seit 21 Jahren bei uns auf der Bühne“, sagte die Sitzungspräsidentin. Beeindruckend waren nicht nur ihre Choreografien, sondern auch die ständig wechselnden Kostüme.