Doppelkonzert beim Asphalt-Festival Von Menschen und Katzen
Düsseldorf · Beim Asphalt-Festival erzählt die Multi-Instrumentalistin Ray Lozano auf der Seebühne musikalisch Kurzgeschichten.
Ein banger Blick in den Himmel gehört derzeit bei Open-Air-Veranstaltungen dazu. Doch pünktlich zum Konzertbeginn lugte die Sonne zwischen den dunklen Wolken hervor, und nicht nur Festivalleiter Bojan Vuletic atmete auf. Auf der Seebühne standen jetzt gleich zwei musikalische Highlights des Asphalt-Festivals auf dem Programm, die kaum unterschiedlicher hätten sein können.
Den Auftakt machte Multitalent Ray Lozano. Die in Köln lebende Singer-Songwriterin spielt mehrere Instrumente, darunter Klavier, Bass und Saxofon. Beste Voraussetzungen also, ihr eigenes Ding zu machen. Ihr Sound liegt irgendwo zwischen Soul und Indie-Pop. Mit ihrem warmen Timbre nahm Ray Lozano das Publikum mit auf „eine Reise in Kurzgeschichten“, wie sie erklärte. Denn ihre Songs waren kurz und knackig. Kleine Miniaturen, die von Episoden aus ihrem Leben handelten.
Begleitet wurde die Sängerin von ihrem Kollegen Gab, der sie an Keyboard und Synthesizer unterstützte. Die beiden arbeiteten so gekonnt mit Loops, elektronischen Samples und Glitch-Ästhetik, dass man kein zusätzliches Instrument vermisste. „Ich spiele immer mit Kopfhörern, jetzt könnt ihr das Gefühl nachvollziehen“, stellte die Sängerin fest und verwies damit darauf, dass bei den Seebühne-Konzerten der Sound für die Zuhörenden über Kopfhörer eingespielt wird. Für die Künstlerinnen und Künstler, die dort auftreten, ein eher ungewöhnliches Liveerlebnis. Zumal die im Schwanenspiegel schwimmende Plattform ausgelassene Bewegungen für Ray Lozano ebenso wie später auch für Rebekka Salomea Ziegler praktisch unmöglich macht. Dafür freuten sich beide Sängerinnen über die tierischen Fans: Papageien, die das Treiben aus der Luft kommentierten, und Gänse, die sich vor allem für die Kameradrohne der Salomea-Band begeisterten.
Für diesen besonderen Abend hatte Ray Lozano ihr 2023 erschienenes Debüt, das Konzeptalbum „Pairing Mode“, mitgebracht. Derzeit arbeitet die 35-Jährige, die in den Niederlanden Jazz und Pop studierte und als Backgroundsängerin unter anderem für Max Herre und Luciel im Studio stand, am Nachfolger-Album, das im September herauskommen soll. Lozano bekam im vergangenen Jahr für ihren „selbstbestimmten und zugleich skurrilen Soul-Sound“ den Holger-Czukay-Zukunftspreis für Popmusik der Stadt Köln.
Etwas länger ist Rebekka Salomea Ziegler bereits musikalisch auf den Livebühnen unterwegs. Seit zehn Jahren arbeitet die Sängerin mit ihren drei Mitstreitern Yannis Anft an den Tasten, Leif Berger am Schlagzeug und Oliver Spielberger am Bass unter dem Bandnahmen Salomea zusammen. Der Sound des Quartetts – ein Mix aus Contemporary R & B, Hip-Hop, Jazz und einem Spritzer experimenteller Musik – kommt ganz ohne Gitarre aus. Die Formation erreichte 2018 das Finale des Neuen Deutschen Jazzpreises. Im gleichen Jahr legten sie ihr Debütalbum „Salomea“ vor, dem 2020 „Bathing in Flowers“ folgte.
Das Musikgen hat Rebekka Salomea Ziegler von ihren Eltern geerbt. Der Vater, Horst Ziegler, ist Hornist beim SWR-Symphonieorchester, ihre Mutter ist die US-Klarinettistin Lisa Klevit-Ziegler. Die Wahl-Kölnerin studierte Jazz und Popgesang in der Domstadt an der Hochschule für Musik und Tanz, wo sie seit 2020 Jazzgesang unterrichtet.
Die Band spielte in Düsseldorf vor allem neue Songs, die erst im Oktober als drittes Album erscheinen werden. Die CD wollte Rebekka Salomea Ziegler ursprünglich „Songs for Healing“ nennen, weil viele der Stücke wie eine Therapie seien. Doch „als ich das gegoogelt habe, kamen da nur Hinweise auf esoterische Musik für Meditation“, sagt die 32-Jährige über die Titelfindung. Deshalb wird die neue Platte „Good Life“ heißen. Das Titelstück spielte die Band ebenso wie den Song „Cat Lady“, der von Zieglers kürzlich verstorbener Katze handelt.