37. Neusser Sommernachtslauf Laufspektakel begeistert Neuss
Neuss · Mehr als 10 000 Zuschauer kamen zum Neusser Sommernachtslauf in die Innenstadt. Sie machten gute Stimmung.
. Das Lob kam aus berufenem Munde: „Die Idee, mit der 1100-Meter-Runde Stimmung zu machen, finde ich richtig gut. Das würde ich gerne öfter sehen“, sagte Thea Heim quietchvergnügt. Die Topathletin aus München hat den Neusser Sommernachslauf gleich bei ihrem ersten Start ins Herz geschlossen. Nach ihrem ungefährdeten Sieg in 34:51 Minuten über 10.000 Meter (Dritte im Gesamteinlauf) versprach die aussichtsreiche Kandidatin aufs Ticket für den Marathon bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio sogar: „Gut möglich, dass ich im nächsten Jahr wiederkomme – dann könnte ich ja noch einige Kolleginnen mitbringen. Ich werde Neuss weiterempfehlen.“
Melanie Linder schob
nach dem Rennen Frust
Die 26-Jährige, die den seit einigen Jahren als sportliches Volksfest für die ganze Familie aufgestellten Klassiker dazu nutzte, um sich auf den Halbmarathon am 30. Juni in Hamburg vorzubereiten, verlieh der 37. Auflage neuen Glanz. Dazu trug auch die überraschende Teilnahme zweier weiterer Asse bei: Christl Dörschel (SG Wenden), Senioren-Europameisterin über 10 000 Meter, sowie die auch schon für den ASC Rosellen und den TSV Bayer Dormagen tätige 18-fache Deutsche Meisterin Melanie Linder (Klein-Arndt) wollten in Neuss ganz schnell laufen, im Idealfall sogar Deutschen Rekord. „Das wäre hier trotz der engen Kurven durchaus möglich gewesen“, fand Christl Dörschel, an Pfingsten in 37:25,90 Minuten einen Platz vor Melanie Linder (37:56,95) Zweite bei den Deutschen Meisterschaften (W 40) in Essen. In Neuss lief das Duo am Ende hinter Thea Heim Hand in Hand in 38:46 Minuten gemeinsam aufs Siegertreppchen. Trotzdem schob Melanie Linder direkt nach dem Rennen Frust: „Ich bin richtig angefressen“, schimpfte die Vize-Weltmeisterin bei den Masters über 10 000 Meter: „Auf der Strecke herrschte das totale Chaos, wir wären dreimal um ein Haar gestürzt.“
Diesen Schuh mochte sich Marc Hillen, der sich mit seiner Agentur seit 2009 im Auftrag der Turngemeinde Neuss um Vermarktung und Organisation des Sommernachtslaufs kümmert, jedoch nicht anziehen: „Das ist eben ein Event mit ganz spezieller Atmosphäre – einer Art Lounge-Charakter, in der der Sport als Mittel zur Begegnung dient.“ Am Tag danach war der Ärger der Athletin indes schon verraucht. Auf Instagram postete sie drei fröhliche Fotos von ihrem Lauf.
Ungetrübt war die Freude bei Habtom Tedros (TG Neuss). Der aus Eritrea stammende Lokalmatador holte sich über zehn Kilometer nach einigen vergeblichen Anläufen seinen ersten Sieg in Neuss. In 31:32 Minuten lag er deutlich vor Richard Wilke von der Aachener TG (34:25) und Matthias Rück (TG Neuss), der sich in 35:28 Minuten zudem Rang eins in der Altersklasse M35 sicherte. Der 22-Jährige profitierte dabei vielleicht auch von der Absage Nikki Johnstones. Der Schotte, Sieger 2017 und 2018, musste nach seinem Sieg beim Rhein-Ruhr-Marathon in Duisburg (schon sein neunter Lauf über 42,195 Kilometer in diesem Jahr) von Knieprobleme geplagt eine Wettkampfpause einlegen. Tedros, der sein einsames Rennen diesmal ohne Seitenstiche beendete, hätte den schnellen Lehrer der Internationalen Schule Neuss aber gerne dabeigehabt. „Vielleicht wären wir zusammen noch schneller gewesen.“ Über fünf Kilometer wiederholte Sonja Vernikov (LAZ Puma Rhein-Sieg) zwar ihren Erfolg aus dem Vorjahr, zwei Wochen nach Rang zwei beim Rhein-Ruhr-Marathon (3:02,04 Stunden) war sie mit ihrer Zeit von 18:54 allerdings gar nicht zufrieden. Macht aber gar nix. „Ich laufe ja sowieso jedes Wochenende“, verriet die 17-Jährige, die schon für den nächsten Tag einen Start in Belgien ins Auge gefasst hatte.