Aalschokker in Dormagen Einst in Dormagen versunkenes Wrack zieht magisch Neugierige an
Dormagen · Bisher zeigte sich der in den 1990er Jahren versunkene Aalschokker im Silbersee an der B9 nur selten und ausschließlich in Zeiten des Niedrigwassers. Um das alte Schiff rankt sich eine gruselige Geschichte.
Alle Jahre wieder in ganz besonders heißen und trockenen Sommern mit niedrigem Wasserstand wundern sich Autofahrer auf der Bundesstraße 9 kurz vor Neuss über einen besonderen Anblick. Auf Höhe der Rhein-Einmündung zum Silbersee wartet in diesen Tagen ein für viele unerwarteter Hingucker: Das Wrack des alten Aalschokkers, der in den 1990er Jahren unterging und seitdem weitgehend vom Fluss verschluckt worden war, ist aufgrund des Niedrigwassers wieder fast vollständig aufgetaucht. Zuletzt blicken ließ er sich im Jahr 2018, davor im Jahr 2003. Bei normalem Wasserstand ragt nur die Mastspitze des Schiffes aus den Fluten. Früher gehörten die Wasserfahrzeuge zur Rhein-Silhouette von Zons oder Neuss. Die Fischerei war ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, mit den Schokkern verdienten die alten Fischerfamilien ihr Geld.
Jedes Mal, wenn das Wrack sichtbar ist, zieht es zahlreiche interessierte und neugierige Besucher an. Ein wenig gruselig sieht es aus mit den schlammüberzogenen Aufbauten, wie ein Geisterschiff, die Räder der Winden sind trotzdem noch gut zu erkennen. Und auch die Geschichte des Aalschokkers ist dementsprechend zum Gruseln: So wurde das Schiff wahrscheinlich im Jahr 1906 erbaut. Es heißt, dass der Eigentümer bis in die 1990er Jahre mit dem Schokker zwischen Grimlinghausen und dem Silbersee seinem Beruf als Fischer nachging. Dann sei er in ein Familiendrama verwickelt gewesen und musste wegen eines Tötungsdeliktes ins Gefängnis. Er versuchte nach der Haftzeit noch einmal Gelder für die Bergung des Schiffes zu sammeln - offenbar vergebens, hieß es damals. Was aus ihm geworden ist, ist auch heute noch nicht bekannt.
Unklar ist außerdem weiterhin, was mit dem Wrack passieren wird. Aktuell scheint sich niemand am dem untergegangen Schokker zu stören, Pläne für eine Entfernung des Schiffes gibt es derzeit nicht.
In 2003 dachte man über
eine Hebung des Kahns nach
Im Sommer 2003, als es eine ähnliche Hitzewelle gab wie in diesem Jahr und der Rhein den Aalschokker ebenfalls fast vollständig freigegeben hatte, dachte man darüber nach, den Kahn zu heben und ihn als eine Art Denkmal an Land zu präsentieren. Das Gelände des Kreiskulturzentrums und der ehemalige Rheinarm am Zonser Rheinturm waren als mögliche Standorte ins Gespräch gebracht worden. Am Liegeplatz des Schiffes hatten sich damals sogar Politiker, Vertreter des Kreises und der Stadt sowie Denkmalschützer zu einem Ortstermin getroffen. Letztendlich wurden die Pläne aber nicht umgesetzt – angeblich nicht zuletzt deshalb, weil man eine Einverständniserklärung des Eigentümers gebraucht hätte, der nicht aufzufinden war.
Handlungsbedarf sieht auch das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Köln nicht. Die damals getätigten Aussagen des Wasserbaumeisters Josef Zimmermann seien auch heute noch aktuell, heißt: Zimmermann erklärte, dass der Aalschokker durch seine Position streng genommen gar nicht im Zuständigkeitsbereich der Behörde liege. Davon abgesehen gelte aber auch: „Solange das Wrack keine Gefahr für die Schifffahrt bedeutet, stört es uns nicht.“ Der Aalschokker sei ordentlich gesichert, eine Bergung würde nur unnötige Kosten verursachen.