Deichsanierung wird teurer als geplant
Neue Schäden entdeckt. Aufstellung von Spundwänden kostet 4,8 Millionen Euro.
Dormagen. Zerbrochene Stahlnetze, Risse im Beton, verbogene Rohre und rostige Verankerungen, die sich fast mit der Hand herausziehen lassen: Ein Blick in die geöffnete Hochwasserschutzmauer unterhalb des Containerterminals von UCT am Stürzelberger Hafen macht sprachlos. „Auch hier wurde massiv gepfuscht, aus Unwissenheit, aus Geldgier, ich weiß es nicht“, sagt Eduard Breimann.
Schwindrohre aus Plastik, die zum Ausgleich der Mauerbewegungen bei Hitze und Kälte dienen sollten, sind zu groß und wurden, entgegen der Vorgaben, nicht mit Beton verfüllt. Sie nahmen Wasser aus Rissen in der dahinterliegenden Kaimauer auf. Das Wasser fror im strengen Winter 2013, so dass die ausgedehnten Rohre auf die Stahlbewehrung drückten, sie zerrissen und sogar den Beton platzen ließen.
Wieder einmal verlängert sich also die Liste der Mängel an der Deichanlage, nachdem zwei Sondierungen bereits fehlende Spundwände, Dehnungsfugen und Verschalungen an der Hochwasserschutzmauer zum Stürzelberger Ortskern hin offenbart hatten. Zudem hatte sich herausgestellt, dass im Erddeich die elementar wichtige Lehmschicht fehlt.
Die jetzt ermittelten Schäden an der Hafenmauer erhöhen die Kosten für die nötige Komplettsanierung der 13 Kilometer langen Deichanlage, die so genannte „Große Lösung“, deren Planungen bereits laufen und die mit 30 Millionen Euro - 80 Prozent trägt das Land - veranschlagt sind. „Welche Summen hier auf uns zukommen, kann heute niemand beziffern“, sagt Breimann.
Entscheidend sei, ob die an der zum UCT-Gelände gehörenden Kaimauer angeflanschte Hochwasserschutzmauer mit Verschalung neu hergerichtet werden kann oder eine ganz andere Lösung her muss. Denkbar sind laut Breimann auch Spundwände, die im Flussbett entlang der Schiffsentladestationen eingelassen werden.
Im Naturschutzgebiet Grind sind ebenfalls unvorhergesehene Schwierigkeiten aufgetaucht. Dort stehen vier Brunnen, die halb Düsseldorf mit Trinkwasser versorgen und vom Flügeldeich geschützt werden. Auch dieses etwa zwei Kilometer lange Deichstück muss im Rahmen der Sanierung an den aktuell geltenden Standard „Bemessungshochwasser 2004“ angepasst werden.
„Der Flügeldeich ist allerdings aus ökologischer Sicht ein Highlight, hier sind etliche sonst kaum mehr vorkommende Tier- und Pflanzenarten heimisch“, berichtet Breimann. Ein Eingriff in dieses Biotop hätte grobe Auswirkungen und könnte, so Breimann, „den behördlichen Abwägungsprozess wesentlich beeinflussen“.
Favorisiert wird deshalb die mit allen Nebenarbeiten geschätzt 4,8 Millionen Euro teure Aufstellung von Spundwänden zwischen Wasser und Flügeldeich. Breimann: „Neben den Kosten spielt hier auch eine Rolle, dass dies der minimalere Eingriff in die Natur wäre.“