Feine Malerei und Applikationen auf dem Ei
Zerbrechliche Kunstobjekte: Ostereiermarkt lockt zum 26. Mal ins Kreismuseum Zons.
Dormagen. Eine ruhige Hand, Geduld und vor allem keinen Schnupfen — das braucht Angela Reck, wenn sie ihrem Hobby nachgeht. Sie beklebt ausgeblasene Eier mit winzigen Strohschnipseln, die aneinandergesetzt filigrane Muster ergeben. „Husten oder niesen dürfen Sie jetzt aber nicht“, scherzt ein Besucher, der am Stand der Essenerin im Kreismuseum Zons stehen bleibt und die professionelle Handhabung der winzigen Teilchen bewundert, die Angela Reck vor sich angehäuft hat.
Seit sechs Jahren sind die Essenerin und ihr Mann Stammgast auf dem Ostereiermarkt im Kreismuseum Zons. „Seitdem es den Markt in Bern nicht mehr gibt, ist Zons das Mekka der Eiersammler geworden“, sagt sie und wendet sich dem nächsten Kunden zu.
Sammler wie Hersteller des Kunstobjekts Ei trafen sich am Wochenende zum 26. Mal im Kreismuseum. 35 Aussteller waren diesmal dabei. Sie präsentierten eine große Bandbreite kunsthandwerklichen Schaffens. Motive der Häschenschule in Aquarellfarbe auf Enteneiern, mit Perlen verzierte Eier im Leopardenlook, Styroporeier mit Stoffbezug oder Keramikeier im Mosaikstil ließen das Herz der Sammler höher schlagen.
Auch Botschafter alter Volkskunst präsentierten sich. Elke Lenz etwa hat sich der sorbischen Kultur verschrieben. Mit Batik-, Bossier- und Kratztechnik, mit Stecknadelkopf und Gänsefeder bringt sie traditionelle Motive des in der Lausitz beheimateten Volksstammes auf die Schale. Naturformen, Bögen, Punkte oder auch die Sonne zieren ihre sorbischen Eier. „Die Farben haben eine Bedeutung. Rot etwa symbolisiert das entstehende Leben, braun steht für eine gute Ernte“, erklärt Lenz.
Fragen über Fragen: Das Interesse an den verschiedenen Techniken der Aussteller sei in diesem Jahr besonders groß gewesen, sagt Angelika Riemann. „Da muss ich unserem Publikum ein großes Kompliment machen.“ Die Museumschefin sieht darin ihre Aufgabe, Kunsthandwerk zu bewahren, bestätigt. Die wohl am häufigsten gestellte Frage des Wochenendes war jene nach der Herstellungsdauer eines Kunst-Eis.
Fast an jedem Stand war sie zu hören. Auch bei Ausstellerin Manuela Conradt, die ihre Eier „umgarnt“ und ihnen mit Seide ein individuelles Kleid verpasst. Nadel und Faden in der Hand, brachte sie das Motto wohl der meisten Aussteller mit einem nachsichtigen Lächeln auf den Punkt: „Kunst entsteht. Wenn man beginnt, die Zeit zu messen, produziert man — und dann ist es keine Kunst mehr.“