Malteser in Dormagen helfen im Südsudan
Malteser Geschäftsführer Dirk Büttgen besuchte vor Ort einige Projekte.
Dormagen. Dirk Büttgen (44) ist Geschäftsführer der Malteser Dormagen, die im Südsudan mit Spendengeldern Hilfsprojekte unterstützen. Der afrikanische Staat hat am 9. Juli 2011 seine Unabhängigkeit vom im Norden gelegenen Sudan erklärt. Der jahrzehntelange Bürgerkrieg wurde dabei jedoch nicht beendet. Büttgen reiste in den Südsudan, um sich vor Ort einen Überblick über die unterstützten Hilfsprojekte zu verschaffen.
Herr Büttgen, Sie sind gerade aus dem Südsudan zurückgekehrt. Haben Sie etwas von den aktuellen Gefechten mitbekommen?
Dirk Büttgen: Nein, wir hatten uns im Vorfeld informiert und wussten, dass es zwar Gefechte gibt, aber nicht in der Region, wo unsere Projekte sind. Der Südsudan ist derzeit ein Land, das noch nicht zur Ruhe kommt.
Warum sind Sie hingereist?
Büttgen: Die Malteser in der Erzdiözese Köln haben ein besonderes Verhältnis zum Südsudan. Wir helfen dort schon lange beim Aufbau und können dies nur durch die Spenden unserer Fördermitglieder. Wir wollten uns deshalb anschauen, was mit den Geldern vor Ort gemacht wird und gleichzeitig unsere Erlebnisse zurück nach Deutschland tragen. Mir ist Transparenz sehr wichtig, damit die Leute erfahren, wo ihr Geld konkret hilft.
An welchen Projekten sind die Malteser beteiligt?
Büttgen: In der Nähe der Stadt Rumbek gibt es Gesundheitsstationen für die Landbevölkerung, eine Laborschule und eine Leprakolonie, in der etwa 200 Menschen leben. Das Schlimme an der Lepra ist, dass die Krankheit zwar geheilt werden kann, die Betroffenen aber selbst nach der Genesung nicht in ihre Dorfgemeinschaften zurückkehren können. Sie bleiben durch ihre Verstümmelungen ein Leben lang stigmatisiert. Wir helfen ihnen nun dabei, dass sie sich in ihrem Dorf selbst versorgen können.
Was wird konkret gemacht?
Büttgen: Wir und die anderen Hilfsorganisationen vor Ort stellen Baumaterialien, Werkzeuge, Tiere und Saatgut zur Verfügung. Die medizinische Versorgung befindet sich im Aufbau. Das Ziel muss sein, dass die Menschen alleine überleben können.
Sie haben vor Ort mit den Menschen gesprochen. Was haben Sie von ihnen erfahren?
Büttgen: Sie haben uns ihr Leid geklagt, und sie haben uns sehr konkret gesagt, was ihnen fehlt. Eine Schule für die Kinder war ein großer Wunsch. Ich habe sehr würdevolle, stolze Menschen getroffen, trotz ihrer Leiden. Aber ich habe auch die Angst gespürt, die nach 50 Jahren Bürgerkrieg natürlich da ist. Dennoch waren die Menschen überwiegend fröhlich und der Kontakt war sehr gut. Wir waren alle tief bewegt von dieser Begegnung.
Sind Sie nachdenklich geworden, als Sie gesehen haben, welche Zustände im Südsudan herrschen?
Büttgen: Ja, das macht einen sehr nachdenklich. Es geht dort um elementare Dinge, wie frisches Wasser, etwas zu essen und ein Dach über dem Kopf zu haben. Mir wurde bewusst, wie verschwenderisch wir in Deutschland sind. Wir sollten zu schätzen wissen, wie gut wir versorgt sind.
Wo sollte Hilfe Ihrer Meinung nach anfangen?
Büttgen: Die Not ist so groß, dass man gar nicht weiß, wo man mit der Hilfe anfangen soll. Man muss damit zurecht kommen, dass man nicht allen helfen kann. Es macht deshalb Sinn, seine Kraft gezielt in ein Projekt zu stecken, wie zum Beispiel in die Leprakolonie.
Wie schnell kann im Südsudan überhaupt geholfen werden?
Büttgen: Alles läuft langsam und schleppend. Man muss viel Geduld haben und sich Zeit lassen. Ich habe den Eindruck, dass im Südsudan erst Strukturen im Staat enstehen müssen. Sie müssen sich vorstellen, dass dort nun ehemalige Militärangehörige plötzlich eine Verwaltung und Infrastruktur aufbauen müssen. Deshalb ist es wichtig, langfristig zu denken, und das machen die Malteser.
Werden Sie noch einmal in den Südsudan reisen?
Büttgen: Ich würde auf jeden Fall wieder hinreisen, aber es muss auch ein Nutzen da sein. Unser Ziel ist nun, weiter Spenden zu sammeln, damit es mit den Projekten weitergeht.