Gutachter für Gesamtschule
Das Büro Komplan schlägt der Stadt vor, das Leibniz-Gymnasium und die Realschule in Hackenbroich aufzugeben.
Dormagen. Die Stadt soll eine zweite Gesamtschule einrichten und im Gegenzug sowohl ein Gymnasium als auch eine Realschule aufgeben. Diese Neuordnung der Schullandschaft empfiehlt das Bochumer Büro Komplan als „vermutlich wohl konsequenteste und nachhaltigste Lösung“.
Zukunftsträchtig zudem, weil sie auf zwei Säulen stehe, die seit Jahren konstant nachgefragt werden: das Gymnasium auf der einen, die Gesamtschule als integrierter Ganztagsbetrieb auf der anderen Seite. Favorisiert wird von den Gutachtern die Aufgabe des Leibniz-Gymnasiums und der Realschule am Standort Hackenbroich zugunsten einer Gesamtschule im dortigen Schulzentrum.
Schließung ohne Zusammenhang mit der pädagogischen Qualität
Die Hermann-Gmeiner-Hauptschule in Mitte, die aufgrund mangelnder Nachfrage ab dem kommenden Schuljahr ausläuft, könnte dann zum Standort einer Sekundarschule werden, in der die ebenfalls mit sinkenden Schülerzahlen kämpfende Realschule am Sportpark aufgeht. Das städtische Bettina von Arnim-Gymnasium bliebe, ebenso wie die Gesamtschule in Nievenheim und das private Norbert-Gymnasium Knechtsteden, unberührt.
„Wir legen hier eine Machbarkeitsstudie mit Blick auf die demografische Entwicklung vor, die nichts mit der pädagogischen Qualität der einzelnen Schulen zu tun hat“, betonte Gutachter Tilman Bieber bei der Vorstellung der Expertise am Mittwoch.
Bürgermeister Peter-Olaf Hoffmann (CDU) zeigte sich geneigt, der Empfehlung zu folgen. Er sprach von einem „gangbaren, zu bevorzugenden Weg, zumal langfristig das Gebäude der Realschule am Sportpark dann für andere Zwecke zur Verfügung steht“. Dennoch mahnte der Verwaltungschef zur Bedacht: „Diese Vorschläge haben eine solche Tragweite, dass hier keine Entscheidung übers Knie gebrochen werden kann.“
Die Verwaltung will das Ergebnis des Gutachtens in Ruhe mit allen Beteiligten besprechen und die Schulen in den schwierigen Entscheidungsprozess einbeziehen. Maßgeblich für die Beschlüsse des Stadtrates wird am Ende auch das Wahlverhalten der Eltern sein.
Im Frühjahr 2013 will die Verwaltung die Eltern aller Zweit- und Drittklässler befragen, welche weiterführende Schule sie für ihre Kinder bevorzugen. Zuvor sind an den Grundschulen Informationsabende geplant, bei denen auch die neue Wahlmöglichkeit der Sekundarschule vorgestellt wird. „Mit der Elternbefragung wird der zukünftige Bedarf an weiterführenden Schulen in Dormagen ermittelt“, erläuterte Schuldezernentin Tanja Gaspers.
Ab dem Schuljahr 2014/15 sollen dann die Beschlüsse des Stadtrates in Kraft treten. Die SPD fordert hingegen, die Befragung unverzüglich durchzuführen, damit bereits für den Jahrgang 2013/2014 eine Entscheidung vorliegt.
Sein Gutachten stützt das Bochumer Fachbüro Komplan auf die demografische Entwicklung in Dormagen und die bisherigen Trends bei der Wahl der weiterführenden Schulen. So wird die Zahl der Grundschulabgänger von 562 im Jahr 2012 auf 489 im Jahr 2020 sinken. Mittel- bis langfristig sei in Dormagen nur noch ein Bedarf von 17 bis 18 Klassenzügen in den weiterführenden Schulen vorhanden. Heute sind es noch 21.
„Wir haben uns diese weitreichende Entscheidung alleine nicht zugetraut“, begründet Hoffmann die Einbindung der Bochumer Sachverständigen, die auch zwei deutlich moderatere Vorschläge in die Diskussion einbringen. Denkbar sei demnach auch nur die Fusion der Realschule am Sportpark mit der Hauptschule zur Sekundarschule.
Variante Zwei sieht den Umbau der Realschule am Sportpark zur Gesamtschule vor, wobei die Sachverständigen dann ein „Überangebot in der Sekundarstufe II“ befürchten. Der CDU-Stadtverband kritisiert unterdessen, dass Bürgermeister Hoffmann die Schließung des Leibniz-Gymnasiums favorisiert und verweist darauf, dass alle Modelle gleichberechtigt nebeneinander stehen.
Die Partei begrüße die Gründung einer Sekundarschule und sehe keinen Bedarf für eine zweite Gesamtschule. „Das gymnasiale Angebot muss in diesem Kontext erhalten werden“, sagte CDU-Vorsitzender André Heryschek.