Rhein: Notfallübung am Deich
Die 13 Kilometer lange Deichanlage halten zahlreiche Freiwillige in Schuss.
Dormagen. Bereits seit sechs Jahren sind sie in Dormagen im Hochwasserschutz aktiv — die Reservisten der Bundeswehr, die sich am Samstag als 24-Mann-Team zu einer Übung am Stürzelberger Rheindeich trafen.
Insgesamt 13 Kilometer messen die Deichanlagen, die es im Bereich von Dormagen gibt. Sie werden ehrenamtlich in Stand gehalten und müssen im Notfall stabilisiert werden.
Unter der Leitung von Deichgräf Eduard Breimann stehen dafür viele Freiwillige in verschiedenen Gremien bereit. So gehört neben der regelmäßigen Kontrolle des Deichs auch die Koordination und Ausbildung von Helfern für den Notfall eines Hochwassers zu ihren Aufgaben.
„Wir haben die freiwillige Feuerwehr, das THW und seit gut sechs Jahren die Bundeswehrreservisten als Katastrophenschützer“, erklärte der Deichgräf.
Alle Helfer setzen ihre Kraft und Freizeit ein — aber nicht nur im Ernstfall. Vorher lernen sie örtliche Gegebenheiten und spezielle technische Anlagen kennen. Es wird in überschaubaren Einheiten das eingeübt, was entlang des Rheins notwendig ist: Sandsäcke füllen und Deichtore setzen.
In sechs Stunden erlernten die Soldaten, doppelwandige Deichtore zu installieren, lichtdichte schwarze Sandsäcke mittels einer Füllanlage und Bagger zu füllen und diese anschließend mit speziellen Nähmaschinen zu verschließen.
Beim Nähen gab Rosemarie Albrecht, die sich im „Erbentag“ (ein Organ des Deichverbandes) engagiert und die Nähmaschinen in Schuss hält, Anleitung und Unterstützung.
Für die Soldaten, die zum Großteil bereits seit Jahrzehnten ihren Dienst bei der Truppe beendet haben, war die Übung in Stürzelberg etwas Besonderes. Die Reservisten befanden sich für die Dauer der Übung wieder unter dem Kommando der Bundeswehr. Einsatzkoordinator Erik Hinzen: „Wir haben hier eine schwierige Deichsituation mit Toren, Glaswänden, Mauern und Deich.“
Aber die gute kameradschaftliche Kooperation mit Eduard Breimann gleiche das wieder aus. Auch für Deichgräf Breimann ist die Zusammenarbeit ein Glücksfall. Denn eine zuverlässige Mannschaft sei unerlässlich, wenn das Wasser kommt.
Gerade einmal 30 Stunden Zeit bleiben ihm, um seinen Deichabschnitt im Ernstfall komplett zu sichern. Insgesamt 40 Stunden investiert der Pensionär wöchentlich in seine Aufgabe am Deich. Sein Engagement ähnelt dem der Reservisten. „Ob das allerdings so bleibt, ist ungewiss“, sagt der Offizier vom Landeskommando.
„Durch den Wegfall der Wehrpflicht wird auch in den Reservistenkameradschaften der Nachwuchs ausbleiben.“ Das seien Probleme, die Feuerwehren und Hilfsorganisationen wie das Rote Kreuz oder das THW heute schon kennen.