Mega-Sportprojekt in Dormagen Megaprojekt Wildwasserpark droht das Aus
Dormagen. · Ein Gutachten belegt die hohe Schutzwürdigkeit der Straberg-Nievenheimer Seenplatte.
Bei Wildwassersportlern, Sportpolitikern und in den Verwaltungen der Stadt und des Rhein-Kreises lebt der Traum von einem hochmodernen Wildwasserpark auf der Straberg-Nievenheimer Seenplatte. Doch ist eine Umsetzung dieser Vision überhaupt realistisch? Denn ein solches Vorhaben würde viele Tierarten in diesem Bereich gefährden. Darunter Vögel und Reptilien, die auf der Roten Liste für NRW für vom Aussterben bedrohte Tiere stehen.
Es ist ein Megaprojekt, an dem zurzeit gearbeitet wird. Der Kreissportausschuss hat im Mai den Weg frei gemacht für eine Grobplanung und um Fachgutachten, etwa zu den Bereichen Wasser, Lärm, Verkehr und Boden in Auftrag zu geben. Es geht um einen Wildwasser-Park für Kanuten, der zu mindestens 60 Prozent von Leistungssportlern genutzt werden soll – die restliche Zeit könnte von Freizeitsportlern ausgefüllt werden. Der Landesleistungsstützpunkt in Neuss ist mittelfristig gefährdet. Spätestens 2030 können sie die Erft nicht mehr nutzen, weil dann die Einleitungen von Sümpfungswasser durch den Tagebau eingestellt werden. Der Wassersportclub Dormagen und der Kanuverband NRW würden gerne am „Strabi“ in Dormagen Ersatz schaffen, der vielleicht perspektivisch sogar Bundesleistungsstützpunkt werden könnte. Grobe Kostenschätzungen reichen je nach Ausführung von 7,4 bis 38 Millionen Euro.
Geht es nach dem Gutachten zur „Schutzwürdigkeit für den Bereich der Nievenheimer Seen“, dass der Rhein-Kreis für die Änderung des Landschaftsplans II in Auftrag gegeben hat und dass seit Februar 2017 vorliegt, könnte eine Realisierung schwierig werden. Die Experten des Instituts für Vegetationskunde, Ökologie und Raumplanung kommen zu dem Urteil, dass „aus Sicht des Natur- und Artenschutzes dem Straberg-Nievenheimer See die höchste Bedeutung beizumessen“ sei. Die dortigen Biotope bieten, so heißt es in dem Gutachten, „mehreren in NRW bestandsgefährdeten Tierarten sehr gute Lebensbedingungen“.
Stützpunkt in Neuss ist mittelfristig gefährdet
Zudem ist dieser Bereich Fortpflanzungsstätte für einige regional seltene Arten oder Arten mit speziellen Ansprüchen an ihre Lebensräume. Genannt werden Uferschwalbe, Seefrosch, Dünen-Sandlaufkäfer. In dem Untersuchungszeitraum wiesen die Biologen 80 Vogelarten nach. Davon gehören 18 Arten der Roten Liste von NRW an, weitere elf Arten sind aktuell zwar nicht gefährdet, werden aber auf der Vorwarnliste geführt. Insbesondere der „Strabi“ besitzt aufgrund der noch vorhandenen, durch die Abgrabungen entstandenen Sonderbiotope und des damit zusammenhängenden Brutvorkommens des gefährdeten Flussregenpfeifers und der auf der Vorwarnliste geführten Uferschwalbe „eine sehr hohe Bedeutung“. Die Gutachter hoben besonders ihre Beobachtung des in NRW als Brutvogel ausgestorbenen Wiedehopfs hervor. Bei den Amphibien ist die am „Strabi“ heimische Kreuzkröte auf der landesweiten Roten Liste als „gefährdet“ geführt.
Der Rhein-Kreis sieht keine Gefährdung des Sport-Projektes: „Das Gutachten wurde vom Amt für Entwicklungs- und Landschaftsplanung des Rhein-Kreis Neuss beauftragt“, sagt Sprecher Reinhold Jung. „Es umfasst eine Bestandsaufnahme des bioökologischen Zustandes der Seen und deren Umfelds sowie eine Bewertung der daraus resultierenden Schutzwürdigkeit in Abstimmung mit potentiellen Erholungsnutzungen. Ziel des Gutachtens war es, die Freizeit- und Erholungsnutzung mit den Ansprüchen von Natur und Landschaft zu harmonisieren. Dieses Ziel konnte im Rahmen der Abstimmung mit dem Flächennutzungsplan der Stadt erreicht werden. Die avisierten Flächen der geplanten Wildwassersportanlage liegen in Bereichen mit fehlender bzw. untergeordneter Schutzwürdigkeit. Eine Ausstrahlung der Aktivitäten der Wildwassersportanlage mit negativen Folgen für die schutzwürdigen Bereiche ist, auf Grundlage des Gutachtens, nicht zu erwarten und stehen damit der Wildwassersportanlage nicht entgegen.“