Schützenfest im Zeichen der Fußball-WM
Der Fackelzug am Samstag setzte sich schon zwei Stunden früher in Bewegung.
Dormagen. Ein Schützenfest und zwei Könige: Neben Rolf I. Schlömer und Königin Angelika, den Majestäten des Bürgerschützenvereins (BSV), regiert in Dormagen natürlich auch König Fußball mit. Ihm zu Ehren hatte der Verein das Festprogramm am Samstag nicht wenig umgestellt. Statt wie bislang um 21 Uhr setzte sich der Fackelzug bereits zwei Stunden früher in Bewegung, um Marschierern und Zuschauern das gemeinsame Mitfiebern bei der WM-Partie Deutschland gegen Ghana auf Großbildleinwand im Schützenzelt zu ermöglichen.
Acht Großfackeln nahmen recht frech die Wahlniederlage Peter-Olaf Hoffmanns („Erik der Rote lässt hoffen, er hat den Olaf getroffen“) aufs Korn, thematisierten den NSA-Abhörskandal oder feierten, wie im Falle des Grenadierzuges „Lahm Söck“, das eigene Zugjubiläum.
Geschäftsführer Uwe Heier konnte am Sonntag Vormittag noch keine Zahlen vermelden, doch zumindest gefühlt dürfte der BSV am Samstag dank Fußballübertragung einen Rekordbesuch im Zelt verzeichnet haben. Das 2:2-Unentschieden trübte die anfangs euphorische Stimmung nur kurz. Dafür sorgte DJ Marc Pesch, der bis in den Morgen hinein die Tanzfläche füllte. An gleicher Stelle standen am Sonntagvormittag knapp zwei Dutzend Traditionshüter im Mittelpunkt, die der Vereinsvorsitzende Rolf Starke für ihren außerordentlichen Einsatz im Sinne des Schützenwesens auszeichnete.
Gerd Schneider vom Grenadierzug „Selde Blömcher“ und der Direktor des Jugendhilfezentrums Raphaelshaus, Hans Scholten, sind nun Träger des Silbernen Schützenkreuzes, der höchsten Auszeichnung, die der BSV zu vergeben hat. Udo Bünz, Schützenkönig 2011/2012 in den Reihen der Grünen Husaren und Wolfgang Schröder vom Jägerzug „Wenkbüggel 1980 verlieh Starke den Verdienstorden des BSV in Gold.
Als Vertreter des Rheinischen Schützenbundes ehrte Werner Jungbluth Sven Hirche (Schützengilde 74) und Siegfried Pethke (Garde-Artillerie Schwarze Husaren) mit der Verdienstspange des RSB in Silber. An der Uniformjacke von Uwe Rotsch prangt seit Sonntag das gleiche Ehrenabzeichen in Gold. Rotsch legt jedes Jahr tausende Flugmeilen zurück, um in den Reihen des Zuges „Jung Immer Do“ durch Dormagen zu marschieren — er lebt seit über 20 Jahren schon in den USA. Friedhelm Lachnicht und Hans-Dieter Schmidt wurden zu Ehrenmitgliedern im BSV ernannt.
Nach wie vor lockt das Schützenfest vom Platzkonzert bis zur Kirmes, von der Gefallenenehrung bis zur Parade Menschen aller Generationen auf die Straßen. Ein Umstand, der den BSV-Ehrenvorsitzenden Heinz Krosch, zugleich Schirmherr des Festes, mit Freude erfüllt. „Der Zuspruch bestätigt unser Engagement für eine zeitgemäße Darstellung des rheinischen Brauchtums“, betonte Krosch. Rolf Starke lenkte den Blick bei der Gedenkfeier auf dem Ehrenfriedhof an der Nettergasse bewusst weg von der Fest- und Feierstimmung hin zu den Krisenherden an den Rändern Europas.
Nach Festumzug und Königsball steht der heutige Montag ganz im Zeichen des Königsvogelschießens, das um 16.30 Uhr am Hochstand neben dem Schützenhaus beginnt. Einige Bewerber wurden im Vorfeld gehandelt. Darunter auch Klaus Bouvelet, dessen Ehemann Ingo schon 2009/2010 Schützenkönig im BSV war. Einen neuen Repräsentanten hat der Bürgerschützenverein schon jetzt: Jörn Danger, Diakon der Dormagener Baptistengemeinde, hatte bereits am Freitag beim Schießen der Bürger und Gäste die Königswürde errungen.