Asylbewerberheim Frimmersdorf: Integration ist nicht vorgesehen
In Frimmersdorf leben 46 Asylbewerber. Ein Rundgang durch ihr Zuhause auf Zeit.
Grevenbroich. Bereits von weitem ist es als Notunterkunft zu erkennen, das schmucklose Gebäude, abgelegen am Ortsrand von Frimmersdorf. Fleckige Wände, enge Korridore, eine bedrückende Atmosphäre. Und doch sei das größte Asylbewerberheim der Stadt in verhältnismäßig gutem Zustand, sagt Hartmut Deußen vom Fachbereich Soziales und Integration der Stadtverwaltung. „Besser kann man es angesichts der ständigen Fluktuation kaum hinkriegen.“
Derzeit beherbergt die Unterkunft 46 Menschen aus 16 Ländern, darunter Pakistan, Tadschikistan und Ex-Jugoslawien. Manche sind alleine, doch es gibt auch Familien mit Kindern.
Sie kommen als politisch Verfolgte nach Deutschland, warten auf die Entscheidung über ihren Asylantrag oder haben nach der Ablehnung ein Rechtsmittel eingelegt. Wieder andere wurden zwar abgelehnt, können aber aufgrund von Krankheit oder Traumatisierung nicht in ihre Heimat zurückgeschickt werden. Sie werden geduldet - „das ist viel schlimmer als es klingt“, sagt Deußen.
Integration ist für Asylbewerber nicht vorgesehen. Sie dürfen im ersten Jahr keine Arbeitsstelle antreten. Kindern ist erst seit wenigen Jahren der Schulbesuch erlaubt. Um Land und Sprache kennenzulernen, braucht es da ein gehöriges Maß an Eigeninitiative. Auch dies hat Hartmut Deußen erlebt: „Ich kenne eine Frau, die auf eigene Kosten einen Deutschkurs macht, obwohl sie nur geringe Sozialleistungen erhält.“
Wie viele Asylbewerber nach Grevenbroich kommen, entscheidet nicht die Stadt. Zunächst werden die Flüchtlinge auf die Bundesländer verteilt, dann weiter auf die Kommunen. Wie lange sie in den Unterkünften bleiben, ist unterschiedlich. Während Flüchtlinge aus Syrien derzeit bereits nach zwei Monaten anerkannt werden, kann es bei Menschen aus anderen Ländern ein bis zwei Jahre dauern, bis der Bescheid kommt — Rechtsmittel und eventuelle Zeit der „Duldung“ nicht eingerechnet.
Neben der Einrichtung in Frimmersdorf unterhält die Stadt noch drei weitere, kleinere Unterkünfte in Neukirchen (Wehler Straße), Neuenhausen, (Bruchstraße) und Neurath (Martin-Luther-Straße). Die Verteilung über das ganze Stadtgebiet soll einer Ghettoisierung vorbeugen.
Insgesamt 115 Asylbewerber leben derzeit in der Stadt — „vergleichsweise wenig“, sagt Hartmut Deußen. „Während des Balkankrieges waren es mehr als 500.“ Doch die Zahl steige gerade wieder. „Wir müssen Plätze freihalten.“