Coronatestzentrum in Grevenbroich 1400 Menschen wurden getestet
Grevenbroich. · Kreisdezernent Harald Vieten und der ärztliche Leiter des Coronatestzentrums Grevenbroich ziehen Bilanz: 1400 Menschen wurden auf das Corovirus im Auerbachhaus getestet. In der Krise arbeiteten alle Hand in Hand.
Die Krise ist noch lange nicht überstanden. Aber eines haben die niedergelassenen Ärzte, die Stadt und der Kreis über das Corona-Testzentrum im Auerbachhaus gelernt: „Wenn es sein muss, packen auf einmal alle mit an“, sagt Dr. Geert Buß, der die Arbeit dort auf Seiten der Ärzte begleitet. Und auch der zuständige Kreisdezernent Harald Vieten möchte eines gerne mitnehmen aus dieser Zusammenarbeit. „Plötzlich reichte ein Handschlag. Und eine Absprache hatte Bestand. Wir haben Leben gerettet.“ Mit Grevenbroichs Bürgermeister Klaus Krützen hat Vieten vereinbart, dass das Testzentrum im Auerbachhaus mindestens bis zum Jahresende bestehen bleibt.
Vielleicht als Zeichen der Normalisierung, sagen die Beteiligten, aber auch: Derzeit nimmt die Bürokratie rund um die Virusbekämpfung in erschreckendem Maße zu. Die Verbände der Kassenärzte und der Krankenkassen streiten wie die Kesselflicker darum, ob ein unter Umständen lebenswichtiger Abstrich statt 60 nur 40 Euro kosten darf. Und alle zusammen haben Angst vor dem Herbst: Wenn die Erkältungswelle kommt und danach womöglich eine Grippewelle, wird die Virusbekämpfung zur Herausforderung werden.
Rund 8100 Personen wurden insgesamt seit dem 18. März im Rhein-Kreis auf Covid-19 getestet, davon gingen rund 1400 Menschen in Grevenbroich mit weichen Knien zu ihrem Termin. Abgestrichen werden Mund- und Nasenschleimhäute. Das dauert fünf Minuten. Die 20 Ärzte aus Grevenbroich, Rommerskirchen und Jüchen, die sich im Auerbachhaus abwechseln, sind einmal komplett in Plastik verpackt: Einmalkittel, FFP-2 Maske, Handschuhe, Schutzbrille sind Pflicht. Zum Abschied werden die Getesteten mit der mündlichen Anordnung nach Hause entlassen, sich strikt nur dort aufzuhalten. „Nach 24 Stunden bekommen die Probanden ihr Testergebnis“, sagt Harald Vieten. Bei positiv auf das Virus Getesteten folgt postwendend die Quarantäneverfügung des Ordnungsamtes: 14 Tage Stubenarrest. Rund
8000 Menschen im gesamten Rhein-Kreis haben seit Mitte März diese Erfahrung gemacht. „Getestet werden Menschen, die die vom Robert-Koch-Institut genannten Symptome aufweisen, und Kontaktpersonen ersten Grades“, sagt Harald Vieten. Was bedeutet das? „Solche Menschen haben mindestens 15 Minuten lang direkten Kontakt mit einer infizierten Person gehabt.“ Ganze drei Personen waren in den vergangenen Tagen bei den Tests, die über die neue Corona-Warnapp zum Kreisgesundheitsamt kamen. Sie sahen auf ihrem Handy-Display plötzlich Rot – die Corona-App-Warn-Farbe.
100 Corona-Detektive arbeiten
im Kreisgesundheitsamt
Zu den vom bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder zur Diskussion gestellten Corona-Tests der gesamten Bevölkerung, haben die Grevenbroicher Praktiker eine eindeutige Meinung. „Dadurch würde man nur eine riesige Multi-Moment-Aufnahme bekommen“, sagt Kreisdezernent Harald Vieten, eine Scheinsicherheit. Denn schon im nächsten Moment könnte jemand von einer Reise zurückkehren und einen neuen Hot-Spot eröffnen. Vieten hält die derzeitige Praxis im Rhein-Kreis für besser: „Bei einem konkreten Anlass konsequent und komplett die Betroffenen testen und Infektionsketten aufspüren.“
Dazu arbeiteten im Kreisgesundheitsamt bis zu 100 Corona-Detektive im Hintergrund, um alle Kontaktpersonen eines Infizierten zu ermitteln. Wer nur kurz, etwa im Supermarkt, Kontakt hatte, wurde von ihnen als unbedenklich aussortiert.