Hilfe für geflüchtete Menschen Grevenbroich zieht Neubauten für Flüchtlinge in Erwägung

Grevenbroich · Die Zahl der Flüchtlinge steigt, die Stadt muss mit weiteren 208 Menschen rechnen. Neben der Nutzung von zwei Turnhallen oder Anmietung von Gebäuden prüft sie als langfristige Lösung mehrere Standorte für neue Unterkünfte.

Die Stadt prüft, ob sich dieses Gelände an der Kolpingstraße für den Bau neuer Flüchtlingsunterkünfte eignet.

Foto: Dieter Staniek/Stan

In dieser Woche sollen die ersten Flüchtlinge in der Turnhalle in Hülchrath einziehen. Die Stadt hatte die Sportfläche von einer Messebaufirma in acht nach oben offene Zimmer einteilen lassen, um Privatsphäre zu ermöglichen. Doch die 27 neuen Plätze werden nicht ausreichen. Die Zahl der Flüchtlinge aus der Ukraine steigt, mehr Raum ist nötig. Die Stadt geht zweigleisig vor. Kurzfristig funktioniert sie bestehende Gebäude um. Als langfristige Lösung prüft sie den Bau neuer Unterkünfte. Dabei geraten auch Standorte wie an der Kolpingstraße in der Südstadt in den Blick, die bereits vor einigen Jahren Thema waren.

Mittlerweile sind 414 Menschen aus der Ukraine in der Schlossstadt angekommen. Davon leben 98 in städtischen Unterkünften, 316 sind privat untergebracht, von einem „tollen Engagement der Menschen in unserer Stadt“ spricht Heike Steinhäuser, Leiterin des Fachbereichs für Soziales. Insgesamt leben 973 Flüchtlinge in Grevenbroich, 425 mehr als vor knapp zwei Jahren. Etwa aus Afghanistan und Syrien werden weitere zugewiesen. Nach dem sogenannten Königsteiner Schlüssel besteht für die Stadt die Aufnahmeverpflichtung für weitere 208 Menschen.

Für die Unterbringung besteht Handlungsbedarf, zumal die vom Kreis in Windeseile bereitgestellte Turnhalle am Berufsbildungszentrum nur bis Ende September zur Verfügung steht. Ende Juni soll ein Bürogebäude an der Buchholzer Straße in Neurath bezugsfertig sein, das RWE der Stadt für ein Jahr zur Verfügung stellt. Zurzeit laufen laut Stadtsprecher Lukas Maaßen Elektro- und Sanitärarbeiten, zudem müssen Betten und andere Möbel aufgestellt werden. 60 Plätze werden geschaffen. Zurzeit verhandelt die Verwaltung darüber, die weitgehend leer stehende Alte Molkerei an der Bergheimer Straße für zwei bis drei Jahre anzumieten – ebenfalls für circa 60 Bewohner. Später soll der Komplex Neubauten mit rund 90 Wohnungen weichen. Doch die Stadt braucht auch langfristige Lösungen, auch um auf Dauer Mietkosten zu sparen. „Die Unterbringung von geflüchteten Menschen ist für uns eine permanente Aufgabe. Wir müssen mit weiteren Flüchtlingsbewegungen rechnen, nicht nur durch Kriege, sondern etwa auch aufgrund von Klimaveränderungen“, sagt Steinhäuser. „Weitere Turnhallen wollen wir nicht belegen. Das normale Leben muss weiter gehen“, betonte Erster Beigeordneter Michael Heesch im Sozialausschuss.

So könnte die Wohncontainer-Anlage an der Gilbachstraße erweitert werden. „Dort könnten etwa 30 bis 40 Menschen zusätzlich Platz finden, sagt Steinhäuser. Für den Bau neuer Unterkünfte wird, wie schon vor Jahren, der Standort an der Kolpingstraße in der Südstadt geprüft. Die Stadt hatte 2015 ein Grundstück erworben, plante ein Flüchtlings- oder Obdachlosenwohnheim. Auch ein Areal an der Konrad-Thomas-Straße im Grönlandviertel, ebenfalls früher schon im Gespräch, gehört laut Stadtverwaltung zu den zu prüfenden Standorten.

Eine weitere Möglichkeit ist die Erweiterung bestehender Immobilien. Untersucht werden soll, ob etwa die Grundstücke mit den Unterkünften Am Steelchen/Hansendstraße in Frimmersdorf, Martin-Luther-Straße in Neurath oder Broichstraße in Neuenhausen besser ausgenutzt werden können. Ausgelotet wird auch, welche Flächen sich für die Errichtung von zweietagigen Holzhäusern eignen.

Geprüft wird zudem der Antrag von Mein Grevenbroich, zur Unterbringung eine Tiny-House-Siedlung zu errichten. Steinhäuser gibt zu bedenken, dass in einer Gemeinschaftsunterkunft je Bewohner acht bis zehn Quadratmeter bereitgestellt werden müssten. Dies auf der kleinen Fläche solcher Häuser darzustellen, sei schwer vorstellbar.