Seniorenheime in Grevenbroich Die Temperatur der Besucher

Grevenbroich. · Neue Lockerungen, aber keine Lockerheit: So beginnen die acht Altenheime Grevenbroich den Juli. Viele Angehörige wurden in Briefen über die neuen Regeln informiert. Neben der Freude steht die Angst vor einer zweiten Viren-Welle.

Fiebermessen ist Pflicht: Am Eingang zu den Altenheimen müssen sich Angehörige registrieren.

Foto: Dieter Staniek

Oma endlich wieder tüchtig in den Arm nehmen oder dem alten Vater aufmunternd auf die Schulter klopfen – in den Seniorenwohnheimen der Stadt ist mehr Nähe jetzt wieder möglich. Das Land hat die Regeln bereits vor mehr als einer Woche angepasst. Die Umsetzung der Corona-Schutzauflagen bereitet den Grevenbroicher Einrichtungen jedoch viel Arbeit und Kopfzerbrechen.

Denn am Ende sind die Hausleitungen und alle Mitarbeiter dafür verantwortlich, dass kein neuer Viren-Hotspot entsteht. So gehen die Lockerungen nirgends mit Lockerheit einher. Bei einer Umfrage unserer Redaktion aber wurde eines ganz deutlich: Die Heimbewohner freuen sich auf Besuch und Berührungen – sind sich aber gleichzeitig bewusst, dass die Pandemie noch nicht vorbei ist und ihr Umfeld weiter auf die Gesundheit achten muss. Nirgends wurden bislang Widerworte oder Kritik gegen die Schutzmaßnahmen laut.

Das Temperaturmessen bei allen Besuchern im Eingang der Einrichtungen, die namentliche Registrierung aller Gäste mit Ankunfts- und Endzeiten der Besuche, Mund-Nase-Schutz, Hand-Desinfektion und Abstandsregeln – diese Grundlagen sind überall gleich. Im Caritashaus St. Barbara an der Montanusstraße wird darüber hinaus besonders deutlich, welch großen Schritt zurück zur Normalität der Umgang mit alten Menschen macht. Bislang mussten sich dort Besucher und Bewohner dort in einem separaten Clubzimmer treffen. Der wurde häufig desinfiziert. Nun ist zwischen 13.30 und 17.30 Uhr der Besuch auf dem Zimmer wieder erlaubt. „Wir empfehlen dringend, einen Mund-Nase-Schutz zu tragen, wenn man sich dort mal in den Arm nehmen möchte“, sagt die Leiterin der Einrichtung, Agnes Blinda. Sobald sich ein Bewohner das Zimmer mit einer weiteren Person teile, müssten Besuche auf dem Zimmer natürlich auch mit dem Zimmernachbarn abgesprochen werden. „Für unsere Bewohner ist ganz wichtig, dass sie bis zu sechs Stunden pro Tag wieder Spazierengehen und in der City bummeln dürfen. Dort gelten dann die Hygiene- und Abstandsregeln wie für alle Grevenbroicher.

Angehörige bekommen Umhang und Einmal-Handschuhe

Das Konzept wurde zunächst nach sorgfältigen Studium des Landes-Erlasses erarbeitet – und dann mit dem Beirat der Bewohner abgestimmt. Hausleiterin Agnes Blinda sagt: „Das wichtigste ist eine gute Kommunikation.“

Dies gilt auch im Seniorenstift St. Josef Gustorf von 1884. Dort informierte Geschäftsführer André Rasch gemeinsam mit dem Team die Angehörigen am Samstag in einem Brief. Kernstück: Besuchstermine sollen mit dem Sozialdienst des Hauses vereinbart werden; niemand soll spontan bei der Temperaturkontrolle am Eingang auftauchen. „Wir möchten gerne wissen, wer und viele Menschen bei uns im Haus unterwegs sind“, sagt André Rasch. Schließlich bestehe immer noch die Gefahr einer zweiten Infektionswelle. Für eine Entwarnung sei es jedenfalls noch viel zu früh.

Genauso so wird das auch im Lindencarré gesehen. „Wir haben uns deshalb sogar dazu entschlossen, unsere Bewohner und Angehörigen per Brief zu bitten, vorerst weiterhin einen Mindestabstand von 1,50 Meter zu halten“, sagt Heimleiter Daniel Kärcher. Das falle niemandem leicht, weil ja Berührungen mittlerweile erlaubt seien. Doch die Gesundheit der Bewohner und der Mitarbeiter habe aus seiner Sicht oberste Priorität.

Deshalb ist im Lindencarré der Mund-Nase-Schutz Pflicht und an Angehörige werden am Eingang ein Umhang und Einmal-Handschuhe ausgegeben, die sie während ihrer Besuche innerhalb der beiden Häuser tragen sollten. Davon verspricht man sich ein Stück zusätzliche Sicherheit. Nach einmaliger Benutzung wird die Schutzkleidung zurückgegeben und fachgerecht entsorgt.