Das Mittelalter zum Anfassen
Zum neunten Mal gastierte das Spektakel „Erlebtes Mittelalter“ auf Schloss Hülchrath.
Grevenbroich. Sie tragen Schwert und Rüstung, sie können kämpfen, und einmal haben sie sogar die Bürgermeister von Städten wie Köln und Düsseldorf als Geiseln genommen — für einen guten Zweck, versteht sich.
Am Wochenende schlug die Veytaler Ritterschaft ihr Lager am Schloss Hülchrath auf. Die Veytaler Ritterschaft, das ist eine Gruppe von Mittelalter-Fans aus der Gegend um Satzvey. 50 von ihnen ließen sich beim Hülchrather Mittelalter-Spektakel hinter die Schilde schauen.
„Mittelalter zum Anfassen“ lautet ihr Konzept. „Wenn ein Besucher wissen will, wie schwer denn ein Kettenhemd ist, sage ich ihm: ,Frag nicht, zieh es an’“, erklärt Ritter Norbert von Thule, der von Anfang an dabei ist.
Anfangs ging er lediglich mit dem kleinen Sohn zu Ritterfestspielen, erzählt er. „Der hat viele Holzschwerter verschlissen. Später wollte er dann ein richtiges Schwert aus Metall haben.“ Das bekam er auch. „Nur wollten die anderen Kinder dann nicht mehr mit ihm spielen.“ Also musste eine echte Ritterschaft her. „Anfangs dachte ich noch, das ist was für die Jugend“, erinnert sich Norbert. Aber ehe er sich versah, war auch er angesteckt von der Leidenschaft „Erlebtes Mittelalter“.
Das war 2003. Seitdem trainieren die Recken Schwertkampf, bis es scheppert. „Wenn sich unsere Leute verletzen, dann beim Stolpern über die Zeltschnüre“, sagt jedoch Norberts Waffenbruder Lutherius von Limburg.
Harmlose Holzschwerter für die nächste Ritter-Generation gab es auch in Hülchrath. Genau wie das berühmt-berüchtigte Kirschbier für die Großen und jede Menge Kunsthandwerk. Zum neunten Mal gastierte das Spektakel mit seiner bewährten Mischung aus Markt und Bühnenshows auf dem Schlossgelände. Seither hat es sich nicht nur unter Mittelalter-Fans einen Namen gemacht.
Historisch Gewandete kommen auch von jenseits der Kreisgrenzen, um sich für ein Wochenende in frühere Zeiten zu versetzen. Selbst vom Regenwetter am Sonntag ließen sie sich nicht abschrecken — und Gruppen wie die Veytaler Ritterschaft erst recht nicht.
Die Faszination „Erlebtes Mittelalter“ kennen auch die Musiker von „Donner & Doria“. Das Spielmannstrio Kathreyn, Destructivus und Johannes, der Pfeifer, sind seit 2004 in ganz Deutschland unterwegs. „Die Musik, die Szene, die Märkte — all das bedeutet für uns eine gewisse Freiheit“, schwärmt Kathreyn, „und sicher spielt auch die romantische Ader da eine Rolle.“