Engel und Teufelchen tummelten sich im Karnevalszug
800 Narren feierten am Samstag ausgelassen: Die Zahl der Fußgruppen steigt stetig.
Grevenbroich. Hubert Landsch blinzelt in den strahlend blauen Orkener Himmel. „Das Wetter haben wir verdient“, scherzt der Karnevalist. Es ist Karnevalssamstag, und gleich wird Landsch zusammen mit Herbert Witte den Karnevalszug der „Grielächer Blau-Weiß“ in Bewegung setzen. Rund 800 Jecke werden dann mit „Helau“ und Kamelle den Frohsinn durch die Straßen tragen.
Der Umzug hat sich im Vergleich zu 2012 ordentlich gemausert. Nicht weniger als 26 Gruppen mit insgesamt 800 Teilnehmern ziehen am Samstag durch Orkens Straßen — 25 Prozent mehr als im Vorjahr, sagt Hubert Landsch zufrieden. „Sogar in allerletzter Sekunde hatten wir noch Anmeldungen.“ Was die Teilnehmerzahl angeht, blickt Landsch optimistisch in die Zukunft: „Die Tausend knacken wir demnächst auch noch!“
Bereits Ende letzten Jahres hatte die Planung begonnen, wohl ein Erfolgsgeheimnis der Orkener. „Wenn man die Leute nicht schon Weihnachten daran erinnert, dass bald Karneval ist, passiert nichts.“ Die Erfahrung hat Hubert Landsch jedenfalls gemacht. Auf diese Weise ist es gelungen, über die Jahre einen immer größeren Zug aufzubauen. Das hat sich auch bei den Besuchern herumgesprochen, die teils dicht gedrängt am Zugweg mitfeiern.
Es ist wohl was dran am diesjährigen Sessionsmotto „Et Lääve wör halv so schwer, wenn emmer Fastelovend wör“. Und trotzdem kostet er die Aktiven eine Menge Zeit und Herzblut. Und ganz billig ist der Spaß auch nicht, weshalb die Orkener lieber auf Fußgruppen statt kostspielige Großwagen setzen.
„Das Geld investieren wir lieber in Kamelle, davon haben alle was“, erklärt Herbert Witte, der bei den Grielächern auch Erster Vorsitzender ist. Entsprechend freuen ihn die neuen Gruppen, die erstmals dabei sind, darunter die Realschule Bergheim und die Ogata der katholischen Grundschule Noithausen.
Katja Baumann Kirsch hingegen ist geradezu ein Urgestein in Sachen Orkener Zoch. Die Leiterin der Grielächer-Tanzgruppe Blue Birds stürzte sich diesmal umgeben von lauter kleinen und großen Teufelchen im Engelskostüm ins Getümmel. Vor 22 Jahren hat sie die Blue Birds ins Leben gerufen, die Gruppe umfasst 42 Tänzerinnen zwischen drei und 33 Jahren.
Etwas mehr Nachwuchspflege würde auch anderen jecken Veranstaltungen gut tun, glaubt ihre Tochter Nicola Baumann (19). Probleme sieht sie beispielsweise beim Rathaus-Sturm. „An manche Schulen war Donnerstag bis 12.30 Uhr Unterricht“, berichtet sie. „Kein Wunder, wenn dann keine Jugendlichen zum Feiern auf den Marktplatz kommen.“ Ihr Tipp fürs nächste Jahr: „Frau Bürgermeisterin, ordnen Sie einen früheren Schulschluss an!“