Für den Winter gut gerüstet
Bald lagern an der Benzstraße 28 000 Tonnen Streusalz — genug für fünf Neuschnee-Tage in NRW.
Grevenbroich. Fast wie Spielzeug wirken die Bagger in den Riesenhallen, wenn die schmutzig-weißen Kristalle zu hohen Bergen aufgeschichtet werden: Streusalz aus Marokko für den nächsten harten Winter. Noch sind die Hallen nur spärlich gefüllt, doch in diesen Tagen rollen immer neue Lastwagen aus dem niederländischen Roermond nach Grevenbroich. Wenn Mitte Dezember die Halle voll ist, lagern dort 28 000 Tonnen — genug, um die Verkehrswege in NRW an fünf Neuschnee-Tagen freizuhalten.
Das ehemalige Getreidelager im Grevenbroicher Industriegebiet Ost ist eins von drei neu angelegten Streusalz-Reservelagern in NRW. Sie sollen in Zukunft ein Straßenchaos wie im vergangenen Winter verhindern.
Im Dezember 2010 mussten die Räumdienste im Land erstmals über längere Zeit flächendeckend ran. Als dann auch noch das Streusalz knapp wurde, spitzte sich die Lage dramatisch zu, sagt rückblickend Landesverkehrsminister Harry K. Voigtsberger, der die Halle am Freitag besichtigte. Der Nachschub musste zu gepfefferten Preisen aus Südamerika geordert und per Schiff angeliefert werden — das dauerte. „Es hat wenig gefehlt, und wir hätten nicht mehr streuen können“, sagt Voigtsberger. Immerhin 230 000 Tonnen Streusalz brauchten die Winterdienste allein im Dezember 2010 für die nordrhein-westfälischen Straßen. Nur ein Wetterumschwung verhinderte den landesweiten Verkehrs-GAU. Um gegen solche Engpässe in Zukunft vorzubauen, rief Voigtsberger eine länderübergreifende Streusalzreserve ins Leben.
Von den vier Streusalzreserven bundesweit befindet sich eine in Sachsen-Anhalt, während die restlichen über das Land NRW verteilt sind. Wenn sie komplett gefüllt sind, lagern an den Standorten Grevenbroich, Duisburg und im münsterländischen Saerbeck insgesamt 60 000 Tonnen, hinzu kommen weitere 40 000 Tonnen Reserve für Bundes-, Landes- und kommunale Straßen im Land. Angesichts dieses Vorrats blickt Ralf Pagenkopf, Geschäftsführer der Straßenbetrieb NRW, dem Winter optimistisch entgegen: „Damit haben wir weitere 15 bis 20 Tage gewonnen, die wir durchgehend streuen können.“ Die Kosten von 9 Millionen Euro zahlt der Bund.
Angetastet werden die Reserven allerdings nur im Notfall, wenn die regulären Vorräte knapp werden und die Nachlieferungen ins Stocken kommen. Für den normalen Einsatz liegen 135 000 Tonnen Salz in den 210 Salzhallen des Landesbetriebs Straßenbau bereit.
In den vergangenen Jahren verzeichnete das Land einen stetig steigenden Bedarf an Streusalz. Experten führen dies auf die beiden letzten strengen Winter, aber auch auf gestiegene Mobilitätsansprüche zurück.