Platz im Grevenbroicher Schlossstadion wieder gesperrt Zoff um Hybridrasen im Schlossstadion

Grevenbroich. · Die TuS-Spieler sind sauer. Der Platz ist unbespielbar, weil Regen nicht versickert.

Friedel Geuenich (r.) und Thomas Ugowski auf dem Hybridrasen-Spielfeld des Schlossstadions. Der Platz ist derzeit in einem desolaten Zustand.

Foto: Wiljo Piel

Erst vor drei Jahren wurde er fertiggestellt. Doch schon jetzt haben die TuS-Fußballer die Nase voll von ihrem Hybridrasen. Denn der aus einem Mix aus künstlichem und natürlichem Grün hergestellte Platz fällt immer wieder für den Spiel- und Trainingsbetrieb aus. „Im Oktober konnten wir ihn teilweise, im November noch gar nicht nutzen“, ärgert sich Friedel Geuenich, Chef der Fußballsenioren. Weil Regenwasser nicht richtig versickert, ist das Spielfeld matschig geworden, die Stadt hat den Rasen des Schlossstadions gesperrt.

Kein Einzelfall, meint Geuenich, denn schon im vergangenen Jahr hatte der TuS dieselben Probleme. Und weil er das nicht mehr hinnehmen will, wird er jetzt auf Barrikaden gehen. „Wir werden von der Stadt einen Kunstrasen fordern, um Spiele und Trainings künftig sicherstellen zu können“, kündigt der Vorsitzende an. Das soll in einer Vorstandssitzung am Freitag beschlossen werden. Geuenich rechnet mit einer großen Resonanz seiner Vereinskollegen, denn: „Wir sind maßlos enttäuscht von dem Rasen, der uns vor einigen Jahren als tolle Sache verkauft wurde.“

Das Problem: Der Hybrid braucht jede Menge Pflege. Mindestens zehn Mal im Jahr muss die Oberfläche des Grüns mit einem speziellen Lockerungsgerät behandelt werden, einer sogenannten Vertidrain-Maschine. „Der Hersteller empfiehlt einen regelmäßigen Einsatz, damit der Abfluss des Regenwassers gewährleistet ist“, schildert Thomas Ugowski, Geschäftsführer der Fußball-Senioren. Die Stadtbetriebe haben ein solches Gerät aber nicht im Fuhrpark und müssten sich immer wieder eines ausleihen – das sei schon mal ein Problem. Ein anderes: „Im Sommer blieb Restschnitt nach dem Rasenmähen auf dem Platz liegen. Bei Regen wird dieses Zeug hart wie Beton und lässt kein Wasser durch“, sagt Geuenich.

Sporthausschuss hatte sich
für des Platzes ausgesprochen

Die Folge: Viel Matsch, wenig Grün. „Das kann sich jeder per ,Google Maps’ auf den Bildschirm holen. Über die Satelliten-Ansicht sind die braunen Stellen sehr gut zu sehen“, empfiehlt der Vorsitzende. Das Nachsehen hätten die 13 Kinder- und Jugendmannschaften sowie die drei Senioren-Teams des TuS, denen es nun an Trainingsplätzen mangelt.

Der Sportausschuss hatte sich 2013 für den Bau eines 308 000 Euro teuren Hybridrasens ausgesprochen, aus finanziellen Gründen. Zwar war zunächst ein Kunstrasen im Gespräch, doch dafür hätte die auch von Schulen genutzte 400-Meter-Aschelaufbahn in eine Tartanbahn umgewandelt werden müssen – weil sich Asche nicht mit Kunstrasen verträgt. Kosten: 1,2 Millionen Euro.

Der TuS habe sich damals mit der preiswerteren Alternative einverstanden erklärt – denn: „Der Hybridrasen sollte ähnlich gut bespielbar sein wie ein Kunstrasen – das wurde uns seinerzeit zugesagt. Doch die Realität sieht anders aus“, sagt Friedel Geuenich. Die Marschrichtung des Traditionsvereins: „Wir werden uns dafür einsetzen, dass das Schlossstadion mit einem Kunstrasen ausgerüstet wird.“ Das aber wäre nur mit Millionenaufwand zu stemmen, gibt Sportdezernent Michael Heesch zu bedenken. Denn zuvor müsste das Sportplatz-Gelände komplett von einer Fachfirma untersucht werden, weil dort immer wieder Absenkungen auftreten. „Möglicherweise werden dann Eingriffe in das gesamte Areal notwendig, bevor überhaupt mit dem Bau eines Kunstrasenplatzes mitsamt Tartanbahn begonnen werden kann.“ Das wäre einer Vollsanierung gleichzusetzen, die immense Kosten verschlinge.

Die vom TuS beschriebenen Mängel seien Extremsituationen, wie sie etwa nach starken Regenfällen auf einem Platz, der größtenteils aus Naturrasen besteht, auftreten können meint Heesch – „hier wird nicht die Regel beschrieben“. Nichtsdestotrotz könne die Pflegeintensität im Stadion durchaus erhöht werden. „Wir werden überlegen, ob wir mit Eurogreen, dem Hersteller des Hybridrasens, einen Pflegevertrag eingehen können.“ Neuer Hybridrasen, neues Kleinspielfeld, neues Vereinsgebäude – die Stadt habe in der jüngsten Vergangenheit viel für den Verein getan, sagt Heesch. „Ich finde, er klagt auf einem sehr hohen Niveau.“