Nordwest-Tangente soll Entlastung für Hemmerden, Noithausen, Kapellen und Wevelinghoven bringen Krützen erntet Kritik für L 361n-Alleingang
Grevenbroich. · Der Bürgermeister stellte mit der Nordwest-Tangente eine Alternative zur umstrittenen L 361n vor. Das kommt nicht gut an.
Bürgermeister Klaus Krützen hat am Dienstag seine angekündigte Alternative zur umstrittenen Landstraße 361n vorgestellt. Mit einer „Nordwest-Tangente“ möchte er gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen: Nicht nur Kapellen und Wevelinghoven sollen durch diese Trasse vom Verkehr entlastet werden, sondern auch Noithausen und Hemmerden. Der Verwaltungschef will mit diesem Konzept nun an das Land herantreten und für eine Realisierung werben. „Diese neue Straßenvariante könnte in der ersten Hälfte der 2030er Jahre fertiggestellt werden“, sagt Krützen. Viel früher würde die L 361n nach seiner Einschätzung auch nicht verwirklicht werden können.
Nach den Plänen des Bürgermeisters soll die K 10 vor Noithausen verschwenken, am Ortsrand die Bahnlinie unterqueren und parallel zu den Schienen bis Zweifaltern führen. Von dort aus verläuft die Strecke weiter über den „Rübenschnellweg“ zum Kreisverkehr „Auf den Hundert Morgen“ bei Kapellen und durch die A 46-Unterführung bis zum Lindenhof in Hemmerden. An dieser Stelle soll über die Felder eine Verbindungsstrecke zur Landstraße 361 nahe des A 46-Anschlusses geschaffen werden. Auf Kosten der Stadt will Krützen nun das Fachbüro, das auch das erneute Verkehrsgutachten für die L 361n erstellt, mit der Planung seiner Alternative beauftragen.
„Die Streckenführung dieser Variante lehnt sich an die Westtangente an“, sagt der Bürgermeister: „Der Unterschied: Das Neubaugebiet in Kapellen wird nicht belastet.“ In Verbindung mit der Nordwest-Tangente soll ein Durchfahrtsverbot für den Schwerlastverkehr in Kapellen und Wevelinghoven durchgesetzt werden, um die Ortsdurchfahrten zu entlasten. „Die innerörtlichen Landstraßen müssten dafür zu Gemeindestraßen herabgestuft werden“, sagt Krützen. Und es gebe noch andere Probleme zu lösen: Die Bahn müsse die Unterquerung ihrer Strecke genehmigen, der Kreis seine Planungen für die Ortsumgehung Noithausen wieder aufnehmen.
Trasse soll Hemmerden Verkehrsentlastung bringen
Von letzterer würde das Dorf immens profitieren, meint der Bürgermeister: „Gerade die Anwohner am Rittergut und an der Grabenstraße ertrinken im Verkehr“, sagt Krützen. Auch für die Ortsdurchfahrt Hemmerden verspreche diese Alternative eine Verkehrsentlastung. „Mit dieser Variante würden wir natürlich wieder bei Null beginnen“, sagt der Verwaltungschef. Seiner Meinung nach lohne es sich aber, diesen Weg zu gehen: „Denn diese Trasse würde auch in den Stadtteilen für eine Verkehrsentlastung sorgen, die beim Bau der L 361n für immer aus dem Fokus bleiben würden.“
Kritisch wird der Bürgermeister-Vorschlag von der CDU beäugt. Allein schon wegen des Zeitverlustes sei sie keine ernsthafte Alternative zur L 361n, deren Planung 2022 beginnen könnte, meint die Landtagsabgeordnete Heike Troles. „Die Entlastung für die Ortsdurchfahrten Wevelinghoven und Kapellen würden damit in noch weitere Ferne rücken.“ Falls Klaus Krützen in Sachen Nordwest-Tangente einen Termin mit NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst wünsche, würde sie gerne vermitteln – doch: „Warum sollte das Land eine regionale Ortsumfahrung favorisieren und in den Landesstraßenbedarfsplan aufnehmen?“, fragt Troles. „Straßen.NRW sieht das im Übrigen genauso.“
CDU-Fraktionschef Wolfgang Kaiser kritisiert, das Krützen „einmal mehr einen wahlkampftechnischen Alleingang unternimmt und die Politik nicht informiert – das war bei der Bahnstraße so und wiederholt sich jetzt mit der Nordwest-Tangente. Politik scheint ihm egal zu sein.“
Die Bürgerinitiative „Pro Ortsumfahrung“ lehnt die Lösung des Bürgermeisters schlichtweg ab: „Innerhalb von 14 Tagen ist Klaus Krützen erneut umgekippt. Nachdem sich in Kapellener Neubaugebiet Widerstände gegen die Westtangente gebildet haben, hat er sich schnell etwas Neues ausgedacht – eine Strecke, die vier Kilometer länger als die L 361n wäre, für die neue Unterführungen und Brücken gebaut werden müssten – und die außerdem an einem Naturschutzgebiet entlang führt“, sagt Sprecher Leo Krüll. „Das ist nicht mehr lustig.“