Kirche St. Maria Himmelfahrt in Grevenbroich-Gustorf Sanierungsfall in Gustorf: Der „Dom an der Erft“ ist marode
Gustorf. · In den Mauern der Kirche St. Maria Himmelfahrt ist Feuchtigkeit, die Fugen bröckeln. Auch am Schieferdach nagt der Zahn der Zeit.
St. Maria Himmelfahrt trägt im Volksmund den Namen „Dom an der Erft“. In der Umgebung gibt es kaum ein Gotteshaus, das imposanter ist als die Gustorfer Kirche. „Sie zählt zu den bedeutendsten kunsthistorischen Zeugnissen im gesamten Stadtgebiet“, sagt der leitende Pfarrer Meik Schirpenbach mit Blick auf das im neugotischen Stil errichtete Bauwerk. Doch bei näherer Betrachtung fällt auf: Der „Dom“ ist stark sanierungsbedürftig. Im Frühjahr soll mit den aufwendigen Arbeiten begonnen werden.
Dass die 3400 Seelen zählende Pfarrgemeinde eine solch prächtige Kirche hat, verdankt sie drei Geschwistern: Mechtildis, Franz-Josef und Johann-Adolf Sinsteden waren einst gutbetuchte Besitzer der Gustorfer Mühle und stifteten im 19. Jahrhundert 26 000 Taler für den Bau eines neuen Gotteshauses – ihre Bedingung: Der Neubau sollte im Stil der etwa 1260 gebauten Kölner Minoritenkirche errichtet werden. Mit dem Entwurf wurde der renommierte Architekt August Rincklake (1834-1915) beauftragt, dessen Pläne ab 1872 umgesetzt und zwei Jahre später vollendet wurden.
„Rincklake war Professor für mittelalterliche Baukunst und galt als einer der genialsten Planer neugotischer Kirchen weit und breit“, berichtet Meik Schirpenbach. In Gustorf hinterließ er ein Bauwerk mit einem prächtigen Turm und einem hohen Mittelschiff, das über den beiden Seitenschiffen von Strebebögen und Pfeilern gestützt wird. Diese zum Teil filigrane Konstruktion macht den optischen Reiz des Gotteshauses aus – „sie macht es zugleich aber auch hochgradig anfällig“, sagt der leitende Pfarrer.
Der Zahn der Zeit hat in den vielen Jahrzehnten kräftig an der Bausubstanz genagt. „Am Gemäuer sind teilweise große Schäden festgestellt worden“, berichtet Friedrich Backhausen vom Kirchenvorstand. Feuchtigkeit ist an vielen Stellen ins Mauerwerk gedrungen, der Frost hat zahllose Fugen gesprengt, etliche Steine müssen erneuert werden. Auch die Einfassungen der großen Spitzbogenfenster haben gelitten und bedürfen einer dringenden Renovierung.
Im Inneren der Kirche sind Risse im Putz festgestellt worden
Mit Hilfe einer Flugdrohne wurden weitere Schäden am Dach festgestellt. Nach dem jetzigen Stand geht der Kirchenvorstand davon aus, dass ewa ein Achtel der Schiefereindeckung erneuert werden muss. „Aber das ist nur eine Schätzung“, betont Friedrich Backhausen. Das gesamte Ausmaß der Kirchensanierung werden erst erkennbar, wenn die Arbeiten begonnen haben. Deshalb wollen sich die Gustorfer auf keine öffentliche Kosten-Prognose einlassen. Fest steht: Den Löwenanteil des Projekts wird das Erzbistum Köln tragen, allerdings muss auch die Gemeinde ihren Obolus dazu beitragen.
Bereits vor drei Jahren wurde ein Gerüst über dem reich verzierten Portal errichtet, das unterhalb des 75 Meter hohen Turms liegt. „Eine Sicherheitsmaßnahme zum Schutz der Kirchenbesucher“, sagt Meik Schirpenbach. Denn hin und wieder brachen kleinere oder größere Stücke aus der Außenhaut ab und schlugen auf den Boden.
Da solche Zwischenfälle künftig auch an anderen Stellen des „Doms“ zu befürchten sind – insbesondere an den Strebebögen, die das Mittelschiff stützen – müsse umgehend gehandelt werden. „Sonst bricht uns das Ganze in zehn Jahren ein – oder vielleicht noch früher“, so der Pfarrer.
Mit den Planungen zur Restaurierung wurde der Kölner Architekt Detlef Stephan beauftragt. Er hat sich auf historische Bauwerke spezialisiert. Die Arbeiten sind ausgeschrieben worden, zurzeit wartet der Kirchenvorstand auf die Rückmeldungen der Handwerksbetriebe. Später soll es im Inneren der Kirche weitergehen. Dort sind Risse im Putz festgestellt worden, zudem bedarf es eines frischen Kalkanstrichs. „Aber das wird noch dauern“, sagt Backhausen. „Erst muss die Feuchtigkeit aus dem Mauerwerk, dann sehen wir weiter.“