Razzia mit 150 Einsatzkräften Bauunternehmer soll Schadstoffe im Tagebau Garzweiler entsorgt haben

Update | Grevenbroich/Jüchen · Im Tagebau Garzweiler sollen belastete Böden von Baustellen illegal entsorgt worden sein. Im Fokus der Ermittlungen stehen mehrere Verdächtige, unter anderem aus Grevenbroich und Jüchen. Am Dienstag starteten Durchsuchungen.

Im Tagebau Garzweiler soll illegal Abfall entsorgt worden sein.

Foto: Jana Bauch / Andreas Krebs

Mindestens sechs Beschuldigte aus dem Baustoffsektor sollen im Tagebau Garzweiler tonnenweise illegal Bodenaushub abgeladen haben, der mit Schadstoffen belastet ist. Das Landeskriminalamt NRW, die Staatsanwaltschaft Dortmund und weitere Behörden starteten am Dienstag eine Großrazzia, an der mehr als 150 Einsatzkräfte beteiligt waren. Durchsuchungen liefen unter anderem in Grevenbroich, Jüchen, Krefeld und an anderen Orten.

Insgesamt seien 27 Durchsuchungsbeschlüsse in einem Ermittlungsverfahren vollstreckt worden, das sich gegen einen 56 Jahre alten Geschäftsführer aus Grevenbroich und seinen ebenfalls im Unternehmen tätigen, 24 Jahre alten Sohn sowie gegen vier weitere Beschuldigte richte, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Weitere Tatbeteiligte seien in diesem Fall nicht ausgeschlossen. Das zu klären, werde ebenfalls Gegenstand der Ermittlungen sein. Zunächst gibt es keine Angaben dazu, ob es bereits Festnahmen gegeben hat.

Nach den bisherigen Erkenntnissen der Ermittler sollen der 56-Jährige und sein Sohn mehrere Tausend Lieferdokumente von Entsorgungsbetrieben gefälscht haben, um den belasteten, Bodenaushub nicht kostspielig entsorgen zu müssen. Wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft mitteilte, sei den Kunden mit den gefälschten Belegen „eine ordnungsgemäße Entsorgung vorgespiegelt und entsprechend hoch in Rechnung gestellt“ worden.

Nach bisherigen Erkenntnissen der Ermittler sollen sich die beiden Grevenbroicher zur Erledigung der Transporte unter anderem von Großbaustellen teilweise mehrerer Subunternehmer bedient haben. Am Ende soll es zu den Abladungen im Tagebau Garzweiler gekommen sein. Laut Staatsanwaltschaft erstrecken sich die Ermittlungen in dieser Sache über einen längeren Zeitraum, der sich von 2021 bis heute erstrecke. Um welche Schadstoffe es sich handelt und in welchem Umfang sie abgekippt wurden, müsse im Einzelnen noch untersucht werden. Auf jeden Fall sei der Bodenaushub so belastet, dass er nicht hätte im Tagebau landen dürfen.

Ermittelt wird auch wegen Betrugs und Urkundenfälschung

Die Zentralstelle für die Verfolgung der Umweltkriminalität (ZeUK) in Nordrhein-Westfalen ermittelt gegen die Beschuldigten wegen des Verdachts der Bodenverunreinigung, des unerlaubten Umgangs mit Abfällen, des banden- und gewerbsmäßigen Betrugs sowie entsprechend begangener Fälschungen von Urkunden und technischen Aufzeichnungen.

Die Rheinischen Baustoffwerke (RBS) – eine Tochter der RWE AG – seien von der Bezirksregierung Arnsberg über den Verdacht des gewerblichen Betrugs und der illegalen Abfallentsorgung informiert worden, erklärte ein Sprecher des Unternehmens auf Anfrage.

Arnsberg sei als Aufsichtsbehörde für die Anlieferung von Bodenaushub an den Annahmestellen des Tagebaus Garzweiler zuständig. In diesem Zusammenhang sei es am Dienstag auch zu einer Durchsuchung der Polizei bei der RBS am Standort Frimmersdorf gekommen. Dabei seien möglicherweise betroffene Betriebsbereiche in Augenschein genommen worden.

„Die Rheinischen Baustoffwerke sind im Verfahren lediglich Zeugin und kooperieren selbstverständlich vollumfänglich mit den Behörden“, so der Sprecher. „Wir haben ein großes Interesse an der Aufklärung möglicher Unregelmäßigkeiten und stellen alle angeforderten Unterlagen bereit, etwa Wiegebelege, Lieferscheine und Analysen.“ Die RBS behalte sich als mögliche Geschädigte selbst rechtliche Schritte vor.

Die Tatvorwürfe gehen auf eine Strafanzeige der Bezirksregierung Düsseldorf zurück. Aufgrund des Tatverdachts gegen die Beschuldigten haben die ZeUK und eine zu diesem Zweck eingesetzte Kommission des Landeskriminalamtes (LKA) die Ermittlungen aufgenommen. Unterstützend wurde die Vernetzungsstelle Umweltkriminalität im LKA hinzugezogen.

Die Ermittlungen laufen weiter – auch mit Blick auf etwaige weitere Zeugen, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft mitteilt.