Das Grevenbroicher Brauchtum in der Corona-Krise Schützen bangen um Feste im Sommer

Grevenbroich. · Für Mai sind schon alle Feierlichkeiten abgesagt. Wie es weitergeht, ist noch unklar.

In Kapellen würden sich die Fackelbauer jetzt eifrig auf das Schützenfest vorbereiten. Doch in den Hallen ruht die Arbeit, bislang ist noch kein Wagen konstruiert worden. „Wie auch?“, fragt Präsident Herbert Rösgen. „Die Schützen können ja nicht“, sagt er mit Blick auf das Versammlungsverbot. Sollte das Fest tatsächlich Anfang Juni stattfinden dürfen, würden die prächtigen Großfackeln fehlen. „Aber die Frage ist, ob uns dann überhaupt zum Feiern zumute sein wird – wo doch viele Kurzarbeit fahren oder ihren Job verloren haben“, meint der Chef von 600 Brauchtumsfreunden.

Die für Mai geplanten Schützenfeste in Münchrath und Neukirchen sind wegen der Corona-Pandemie abgesagt worden. Im Juni sind Kapellen, Hülchrath, Noithausen und die Südstadt an der Reihe – doch ob dort gefeiert werden kann, ist noch offen. „Wir wollen die Vereine frühzeitig darüber informieren, wie es weiter geht“, beschreibt Klaus Krützen das erklärte Ziel aller Bürgermeister aus dem Rhein-Kreis. Möglicherweise werde sich das Land noch vor Ostern in dieser Sache äußern. Die persönliche Einschätzung des Grevenbroicher Verwaltungschefs: „Ich glaube nicht, dass es im Juni und Juli zu größeren Festen kommen wird.“

Klaus Krützen steht in engem Kontakt mit den Schützen-Chefs, ist in der WhatsApp-Gruppe der 21 Präsidenten aus dem Stadtgebiet. Eine (finanzielle) Sorge kann er ihnen nehmen: „Sollten Veranstaltungen aufgrund des Infektionsschutzgesetzes abgesagt werden müssen, sind die Vereine aus der Haftung raus. Sie brauchen keine Angst zu haben, dass sie an Musiker oder Zeltverleiher zahlen müssen.“

Vereine denken über
eine Nullrunde nach

Völlig ungewiss aber ist, wie die Saison verlaufen wird, ob wegen der Corona-Krise überhaupt in einem Ort gefeiert werden kann. „Diese Frage treibt derzeit die Präsidenten um“, sagt Krützen. Ein gemeinsames Schützenfest, also eines für alle, wie es in Dormagen vorgeschlagen wurde, hält er in Grevenbroich für nicht machbar – alleine schon wegen der vielen Vereine mit mehreren tausend Mitgliedern.

Jeder Verein arbeite zurzeit an einem Plan B. Auch der Gedanke, in diesem Jahr eine Nullrunde einlegen zu wollen, sei bereits formuliert worden, sagt Klaus Krützen. Detlef Bley, Präsident des Bürgerschützenvereins Grevenbroich, hält Letzteres für überlegenswert. „Sollte die derzeitige Situation noch zwei, drei Monate länger andauern, wäre das sicher nicht die schlechteste Idee“, meint er. „Dieses Jahr auf alle Feste verzichten, um 2021 wieder neu anzufangen – mit den jetzt amtierenden Königspaaren.“

Der Kronprinz müsste eigentlich am 13. Juni ermittelt werden

Ein Verzicht auf ihr Fest ist für die Grevenbroicher zurzeit aber noch kein Thema, schließlich wird erst rund um das erste September-Wochenende gefeiert. „Obwohl wir noch Zeit haben, warten wir wie alle anderen auch die weitere Entwicklung gespannt ab“, sagt Bley. Nicht ohne Grund: Denn aktuell stehe der Verein vor den Fragen, ob der Kronprinz wie geplant am 13. Juni ermittelt werden kann, ob und wann die Fackelbauer in ihre Startlöcher dürfen. „So lange abwarten, wie wir können, und so früh entscheiden wie möglich – auf diesem Grat bewegen wir uns“, sagt Bley. Er persönlich blicke eher skeptisch in die Zukunft: „Laut Experten wird sich die Hochphase der Pandemie zwischen Juni und August bewegen. Ich glaube nicht, dass sofort danach wieder Großveranstaltungen in der Enge eines Zeltes stattfinden dürfen.“ Sollte Grevenbroich aber ein „Go“ bekommen, hätte er ein wenig Bauchschmerzen dabei: „Ich glaube nicht, dass wir dann in der selben Unbeschwertheit wie sonst feiern können.“