Tag des offenen Denkmals in Grevenbroich Erinnerung lebendig halten
Grevenbroich · Am Tag des offenen Denkmals hatte der Geschichtsverein Grevenbroich zu einer Besichtigung der Jüdischen Friedhöfe in Grevenbroich und Wevelinghoven eingeladen. Dabei wurde er tatkräftig von Lehrern und Schülern unterstützt.
. (Red) Angenehm überrascht war der Vorsitzende des Geschichtsvereins Grevenbroich und Leiter des Arbeitskreises Judentum, Ulrich Herlitz, über den großen Andrang am Wahlsonntag anlässlich des Tags des offenen Denkmals, zu dem er zu einer Besichtigung der jüdischen Friedhöfe in Grevenbroich und Wevelinghoven eingeladen hatte. In Wevelinghoven wurde er von engagierten Schülern der Diedrich-Ulhorn-Realschule unterstützt, auf dem Friedhof in Grevenbroich an Ende des Jakob Dickers-Weg beteiligten sich Mitglieder der Projektgruppe der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule (KKG) an der Information der zahlreichen Interessierten. Bereits seit 2011 befasst sich die KKG mit dem Judentum in Grevenbroich und den Friedhof, den sie seit 2014 betreut.
Schüler zweier weiterführender Schulen mit dabei
Zugleich erinnert sie immer wieder an die Geschehnisse der Reichspogromnacht am 9. November 1938 und hält die mahnende Erinnerung aufrecht, wie der Lehrer Thomas Jentjens als Projektleiter erklärte. Die interessanten Ausführungen von Herlitz wurden immer wieder von Wortbreiträgen der Schüler aufgelockert. So informierte Finn Drossart darüber, dass im Stadtgebiet heute noch vier jüdische Friedhöfe in Wevelinghoven, Hülchrath, Hemmerden und Grevenbroich sich befinden, die ehemaligen Friedhöfe in Gustorf-Gindorf und Frimmersdorf. Neurath mussten wegen der Braunkohle verlegt werden und bedinden sich nach der Umbettung in Willich Schiefbahn. „Neben den beiden Synagogen in Hemmerden und Hülchrath ist sie eine der wenigen Zeugnisse eine einstmals blühenden jüdischen Lebens in Grevenbroich und Umgebung.“
Auf dem Friedhof in Grevenbroich sind noch 81 Grabstein erhalten, der erste datiert aus dem Jahr 1827, der letzte aus dem Jahr 1940. Nicht alle Grabsteine sind erhalten, wie Herlitz erklärte. Einige seien schon vor der Nazi-Zeit zerstört worden. Der Schüler David Koch erläuterte, dass die Synagoge wie auch der Friedhof immer wieder Gegenstand von Schändungen waren. So auch 1834, als Häuser der Juden mit Siegen beworfen wurden, oder 1892. In der Pogromnacht am 9. November 1938 schließlich wurden die Synagogen völlig verwüstet und der Friedhof erneut heimgesucht, ergänzte der Lehrer Ferber. „Letztlich ging es um die Vernichtung jüdischen Lebens.“ Etwa 200 Juden aus Grevenbroich wurden in der Nazizeit ermordet und zum Holocaust-Opfern. Dass es dazu nie wieder kommen werde, darum bemüht sich die Projektgruppe am KKG. Auch wenn es keine jüdische Gemeinde mehr in Grevenbroich gibt, so soll doch die Erinnerung wach gehalten werden und die Greueltaten nicht unter der Decke des Vergessens verstellt werden.
Nicht zuletzt dem Steinmetz Andreas Michael Geuer ist es zu verdanken, dass es den jüdischen Friedhof unverändert in der jetzigen Form noch gibt. An ihm mussten die Juden im Februar 1943 die noch vorhandenen 82 Grabsteine verkaufen. „Aber er handelte anders als viele seiner Kollegen, die jüdische Grabsteine übernommen, abgetragen und abgeschliffen haben“, berichtete Angelika Gluch vom Förderverein der KKG. Geuer habe sich den Anweisungen der Nazis widersetzt und die Grabsteine nicht vom Friedhof entfernt. 2011 hat er sie an den jüdischen Landesrat zurückübereignet.