Hautnaher Kontakt zu scheuen Tieren

Die Tiere im Wildfreigehege im Grevenbroicher Bend nehmen die Kälte gelassen.

Grevenbroich. Strahlender Himmel, knackige Kälte. Wer in diesen Tagen Abwechslung von Marzipan und Gänsebraten sucht, spaziert gern mit der Familie ins Wildfreigehege. Natürlich warm eingepackt.

Und die Tiere? Die nehmen die Kälte gelassen, erklärt Forstingenieur Frank Wadenpohl, der für das Grevenbroicher Wildfreigehege zuständig ist: "Das Winterfell bildet ein Luftpolster und isoliert auf diese Weise wie eine Daunenjacke. Die schützenden Unterstände suchen sie nur selten auf." Nach Geschmack der Vierbeiner kann es sogar gern noch kälter werden, so Wadenpohls Erfahrung: "Das Fell ist so dicht, dass es kaum Körperwärme durchlässt, sodass der Schnee - wenn er diesen Winter noch kommt - oben liegen bleibt ohne zu schmelzen."

Die Besucher erleben hautnahen Kontakt zu gewöhnlich sehr scheuen Tieren: Mancher Platzhirsch lässt sich sogar streicheln. Im Wildfreigehege leben neben Dam- und Sikawild auch Moorschnucken und Kamerunschafe. Pudelwohl fühlen sich selbst letztere, obwohl der Name eher an ein wärmeres Klima denken lässt. Zwar entwickeln sie im Gegensatz zu den bekannten europäischen Rassen, keine Wolle. Ein zotteliges Winterfell tragen sie trotzdem.

Um Körperenergie zu sparen, lassen die meisten Arten es bei Minustemperaturen eher ruhig angehen. "Nur die Wildschweine haben mal wieder ihr Gehege auf den Kopf gestellt. Aber so sind sie nun mal, die wilden Schweine", sagt Frank Wadenpohl schmunzelnd. Die Borstenviecher buddeln sich schmatzend durch den Waldboden und durchwühlen den Boden nach Mäusen, Käfern und anderen Leckerbissen - genau das macht ihre wilden Artgenossen in freier Wildbahn übrigens bei den Förstern so beliebt.

Damit die Vierbeiner so munter bleiben, stehen bei den derzeitigen Frosttemperaturen Extra-Arbeiten auf dem Programm. Das größte Problem: die Tränken dürfen nicht zufrieren. Weil jedoch die Wasserleitungen im Gehege abgestellt sind, karren Frank Wadenpohl und sein Team regelmäßig warmes Wasser an. Das zweite Muss in kalten Zeiten ist ballaststoffreiches Futter.

Eicheln und Kastanien sind für das Schwarz-, Rot-, Dam-, Reh und Muffelwild als nährstoffreiche Futterergänzung sehr willkommen. Für Besucher, die selbst füttern wollen, hat der Forstingenieur ein paar Tipps: "Wenn Brot, dann bitte trocken. Und darauf achten, dass alle im Gehege etwas abbekommen. Sonst geschieht es leicht, dass sich einzelne Tiere allein bedienen - und sich den Magen verderben."