Kapellen: Austausch des Straßenpflasters beginnt
Bodengutachter nimmt an 26 Stellen Proben des offensichtlich mit Schwermetallen belasteten Bettungsmaterials.
Grevenbroich. Nur der Achtsamkeit eines städtischen Mitarbeiters ist es zu verdanken, dass im Neubaugebiet Kapellen im März vorigen Jahres ein Umweltskandal bekannt geworden ist. Die mit der Fertigstellung der Pflasterarbeiten beauftragte Firma hat offenbar mit Schwermetallen belastetes Material als Bettungsmaterial verwendet. Jetzt steht die Sanierung der Fläche an, an die ein umfangreiches Beweissicherungsverfahren gekoppelt ist.
8200 Quadratmeter Pflaster müssen in Kapellen aufgerissen und ausgetauscht werden. Betroffen sind Teilabschnitte von Melissen-, Mistel- und Malvenweg sowie der Straßen „Im Weizenfeld“ und „Am Gehöft“. Gestern startete der von der Stadt beauftragte Bodengutachter Thomas Reitz von der Würselner Firma Geotaix schon um 8 Uhr mit der Entnahme von 26 Bodenproben. Das Gutachten, das er innerhalb der nächsten drei Wochen erstellen wird, soll als Grundlage für das weitere Vorgehen der Sanierungsarbeiten dienen.
Thomas Reitz wurde von Michael Schubert und Nico Link unterstützt. Beide sind Mitarbeitern der Mönchengladbacher Baufirma Raeder, die mit dem Rückbau beauftragt wurde. Sie entfernten teils festsitzende Pflastersteine und sicherten das aus Basaltsplitt bestehende Fugenmaterial. So konnte Reitz jeweils vier Liter des Bettungsmaterials entnehmen. Anschließend verschlossen sie die Stellen bis zum endgültigen Rückbau wieder mit Schotter.
Reitz dokumentierte seine Arbeit mit der Digitalkamera. Es könne auch sein, dass nur ein Teil der infrage kommenden Fläche tatsächlich mit Schwermetallen belastet sei. Die Analyse soll Klarheit bringen. Die Sanierungsarbeiten dauern voraussichtlich bis Ende August. Das gesamte Pflaster wird entsorgt, das Bettungsmaterial wird dabei mit einem Spezialsauger bis zu sechs Zentimeter tief herausgelöst. Anschließend wird alles neu verlegt.
Viele Anwohner verfolgten gestern das Geschehen mit Sorge. So wie Anja und Martin Brandt, die mit ihren beiden kleinen Kindern erst vor einem Jahr aus Düsseldorf nach Kapellen gezogen sind. „Das ist einfach unmöglich, dass so etwas heute noch passieren kann“, ärgert sich Anja Brandt. Trotz allem loben sie das Vorgehen der Stadt. Sie seien gut und transparent über den zeitlichen Ablauf der Sanierungsarbeiten informiert worden.
Die Baufirma aus Geilenkirchen, die in Verdacht steht, die Baustoffe mit Schwermetallen verwendet zu haben, weist bislang alle Vorwürfe deutlich zurück. Die Stadtverwaltung geht dennoch davon aus, die Firma in Regress nehmen zu können, da sie einwandfreies, neues Bettungsmaterial — eine Mischung aus Natursand und Basalt — bestellt hatte. Der Rhein-Kreis Neuss hatte im Januar eine Ordnungsverfügung erlassen, nach der das Bettungsmaterial bis Oktober ausgetauscht werden muss.
Nach den Osterferien will der Projektentwickler DSK erneut zu einer Bürgersprechstunde am Mistelweg einladen, um die Anwohner über den Ablauf des Rückbaus bis zum Sommer zu informieren und offene Fragen zu beantworten. An dieser Sprechstunde werden auch Vertreter der KKM (Sicherheits- und Gesundheitskoordination), Geotaix (Probenahmen und Analysen während der Rückbaumaßnahmen), die Firma Raeder (ausführende Tiefbaufirma), die Oberbauleitung Achten & Jansen sowie Vertreter der Stadt Grevenbroich, des Rhein-Kreises und der DSK teilnehmen.