Mord in Grevenbroich vor 27 Jahren Claudia Ruf: Neue DNA-Tests geplant

Update | Grevenbroich · In die Ermittlungen zum Mord an der elfjährigen Claudia Ruf aus Grevenbroich vor 27 Jahren ist neue Bewegung gekommen. Die Polizei vermutet den Mörder im Kreis Recklinghausen. Nun werden Autofahrer zum DNA-Test gebeten.

Im Herbst 2019 hatte die Polizei den Mordfall „Claudia Ruf“ neu aufgerollt.

Foto: Polizei

(mape) Rund 27 Jahre nach dem Mord an Claudia Ruf aus Hemmerden kommt neue Bewegung in den Fall. Die Ermittler der Polizei vermuten den Mörder plötzlich und überraschend im Kreis Recklinghausen. 200 Männer wurden dort zu einer DNA-Reihenuntersuchung gebeten, die bereits in Kürze starten soll.

„Unsere jetzigen Ermittlungen basieren auf einer Zeugenbeobachtung vom Tattag“, sagt Robert Scholten, Sprecher der Polizei Bonn, die aufgrund des Auffindens der Leiche bei Euskirchen für den Fall „Claudia Ruf“ zuständig ist. Am Tattag hatte ein Zeuge in Hemmerden in Tatortnähe ein dunkles Auto mit Recklinghäuser Kennzeichen beobachtet – an den konkreten Fahrzeugtyp konnte sich der Zeuge nicht erinnern.

„Er konnte aber ausschließen, dass es sich beispielsweise um einen hellen VW Käfer oder Golf gehandelt hat“, so Scholten, „die Rede war stets von einer dunklen Limousine.“

Auch Kennzeichen-Fragmente will sich der Zeuge gemerkt haben. So haben die Ermittler nun Männer ins Visier genommen, die im Mai 1996 Halter eines Fahrzeuges mit den Kennzeichen-Bestandteilen „RE-BD“ oder „RE-DB“ waren. „Auch an die Nummer auf dem Kennzeichen glaubt sich der Zeuge erinnern zu können“, so Reinhold Jordan, Leiter der Mordkommission. So soll die Zahl „146“ auf dem Kennzeichen möglicherweise eine Rolle spielen.

Rund 200 Männer habe man nun angeschrieben und um die Abgabe einer Speichelprobe gebeten, so Polizeisprecher Robert Scholten. „Mehrere haben sich bereits freiwillig gemeldet und eine DNA-Probe abgegeben.“

Die übrigen sollen zwischen dem 22. und 30. April eine Speichelprobe abgeben, die anschließend vom Landeskriminalamt überprüft werden soll.

Noch im Dezember 2019 waren die Ermittler der Mordkommission davon ausgegangen, dass der Täter aus unmittelbarer Tatortnähe – also aus Grevenbroich und Umgebung – stammen könnte. „Diese Theorie haben wir auch noch nicht verworfen“, sagt Robert Scholten, „wir gehen davon aus, dass der Täter, sofern er tatsächlich aus dem Kreis Recklinghausen stammt, einen engen Bezug zu Hemmerden oder Grevenbroich hatte.“

Entsprechend fragt die Polizei nun: Wer erinnert sich an jemanden, der aus dem Kreis Recklinghausen – beispielsweise aus Waltrop, Marl, Dorsten oder Haltern stammte – und Kontakte nach Hemmerden hatte? Derjenige könnte beruflich im Dorf oder dessen Umgebung zu tun gehabt haben, er könnte eine Freundin dort gehabt oder unangemeldet seinen Wohnsitz gehabt haben. „Jeder Hinweis könnte uns entscheidend weiterbringen“, appelliert Scholten.

Ein Teil der Fahrzeuge und Fahrzeughalter, die jetzt nochmal von der Polizei überprüft werden, war schon im Rahmen früherer Ermittlungen 1997 ins Visier der Mordkommission geraten. Einige Autos aber habe man damals nicht überprüft.

Man wolle deshalb jetzt noch einmal genauer vorgehen und nichts unversucht lassen.

Claudia Ruf war im Mai 1996 an einem Samstagnachmittag unweit ihres Elternhauses in Hemmerden während einer Gassirunde mit ihrem Hund verschwunden. Später wurde ihre Leiche in der Eifel nahe der Ortschaft Oberwichterich bei Euskirchen aufgefunden. Um Spuren zu verwischen, hatte der Mörder das tote Mädchen verbrannt.