Räume gestalten die Botschaft
Jürgen Drewer fasziniert in der Galerie Dielämmer mit einer ungewöhnlichen Ausstellung.
Grevenbroich. Ganze Kirchenfenster hat Jürgen Drewer gestaltet, mehrstöckige Gebäude mit Kunst am Bau versehen. Seit Sonntag präsentiert er diese und andere Beispiele aus seinem Werk in der Galerie Judith Dielämmer.
Es ist eine ungewöhnliche Ausstellung, und doch gelingt es dem Künstler, unter dem schlichten Titel „architektur+KUNST“ seine Riesen-Arbeiten in dem vergleichsweise kleinen Ausstellungsraum auf der Königstraße erfahrbar zu machen.
Darunter sind etwa Fenster, Wand und Altarraum der neuen Kirche St. Simon und Judas Thaddäus in Otzenrath, alles in transparent schimmerndem Blau. Mit Fotografien und Entwurfszeichnungen führt Drewer den Besucher an die Arbeiten heran und zeigt darüber hinaus eine Auswahl von kleineren, freien Glasarbeiten im Original.
Schon 1997 präsentierte Drewer erstmals seine Arbeiten bei Dielämmer, Anfang des Jahres wurde er von der Galerie mit dem Kunstpreis 2013 ausgezeichnet. Seine aktuelle Ausstellung ist noch bis 8. Dezember zu sehen.
Jürgen Drewer, Jahrgang 1952, ist Autodidakt. In Gladbeck geboren, machte er eine Ausbildung als Schaufenstergestalter und arbeitete später als Freizeitpädagoge. Die Kunst lief immer nebenher. Der erste Auftrag kam 1986, als Drewer die Fenster in einem Viersener Pfarrhaus gestaltete. Mit der Zeit wurden die Projekte größer, und Drewer begann mit Glasmalereien, es folgte die Zusammenarbeit mit Architekten.
Glas, bemalt und mit Kratzspuren versehen, ist nur einer von Drewers Werkstoffen. Ganz verschiedene Materialien kamen bei seinen „Tagwerken“ zum Einsatz. Die Arbeiten im Miniformat sind zwischen 1998 und 2000 entstanden, täglich eines. Noch heute dienen sie ihm als Ideenspeicher, wie er erklärt: „Der Krickel-Krackel findet sich überall wieder.“
Titel sucht man bei seinen Arbeiten vergebens. „Wenn die Kunst frei ist, soll dasselbe auch für den Betrachter gelten“, ist er überzeugt. So verfolgt Jürgen Drewer auch keine künstlerische Message. Vielmehr will er Räume so gestalten, dass sie die Menschen für ihre Botschaft empfänglich machen. Das Blau in der Otzenrather Kirche beispielsweise soll beruhigend wirken, die richtige Stimmung für Andacht und Gebet schaffen.
Jedes Gebäude hat seine ganz spezielle Atmosphäre, die sich in Drewers Arbeiten widerspiegelt: Für ein evangelisches Verwaltungsgebäude, das Haus an der Marktkirche in Wiesbaden, gestaltete er rote Säulenelemente, die sich durch alle fünf Etagen ziehen und benachbarte Räume miteinander verbinden. Das Haus lebt nach Ansicht des Künstlers von Kommunikation. Drewers Ziel: „Dass die Mitarbeiter untereinander kommunizieren — was sie in Verwaltungen nicht immer tun.“