Streetworker: Den Jugendlichen auf Augenhöhe begegnen
Tokgözoglu ist als neuer Streetworker sportlich unterwegs.
Grevenbroich. Fast fünf Jahre lang war Frank Paffendorf als mobiler Jugendarbeiter in der Stadt unterwegs. Am Freitag hat er die Stelle an seinen Nachfolger Corc „Geoge“ Tokgözoglu übergeben. Beide sind bei RheinFlanke tätig, einem freien Träger der Jugendarbeit mit Sitz in Köln. Dort übernimmt Paffendorf nun die Programmleitung für das Projekt „Kurve kriegen“.
Corc Tokgözuglu, liebevoll-rheinisch „George“ genannt, kommt „aus dem Großstadtdschungel“, wie er schmunzelnd sagt. Der 31-jährige Kölner mit türkischen Wurzeln hat in der Domstadt Sport studiert und war fünf Jahre lang Sportlehrer an einem Gymnasium. Schon während des Studiums hat er mit Schülern in Chorweiler und Mühlheim trainiert.
Tokgözuglu hat einen Migrationshintergrund — wie drei Viertel der Jugendlichen, mit denen die Streetworker Kontakt haben. Für seine Arbeit bringt dies ebenso Vorteile wie seine Sprachkenntnisse in Türkisch und Arabisch. „Die Hemmschwelle mir gegenüber ist oft niedriger als gegenüber einem Deutschen.“
Sportangebote sind ein Kernstück der Arbeit von RheinFlanke. Man trifft sich beim Training und erfährt viel darüber, was die Jugendlichen tagsüber machen und wo ihre Probleme liegen, sagt Tokgözuglu. „Wenn sie merken, dass jemand auf Augenhöhe mit ihnen spricht, sind sie offen für Lösungsvorschläge.“
Seit Beginn der mobilen Jugendarbeit im Mai 2008 hat sich der Bereich stetig weiterentwickelt. Das Ziel: die Jugendlichen zu erreichen, mit denen sich niemand sonst beschäftigt. Weil sie im öffentlichen Raum negativ auffallen oder wegen Regelverstößen aus Jugendeinrichtungen geschmissen wurden.
Anfangs arbeitete Frank Paffendorf ohne eigenes Büro, war zu Fuß und mit dem Fahrrad unterwegs, bis vor anderthalb Jahren dank einer Spende der Rotarier ein Bus angeschafft wurde. 2010 kam das Projekt „work for you“ dazu, das Jugendliche beim Übergang von der Schule in den Beruf unterstützt. Seit Anfang 2012 verfügt die mobile Jugendarbeit über Räume in der Alten Feuerwache, das Team wird inzwischen durch zwei Mitarbeiterinnen verstärkt und kooperiert mit Schulen oder auch der Jugendgerichtshilfe.
Insgesamt investiert die Stadt 100 000 Euro jährlich in die mobile Jugendarbeit.