Kirche in Kapellen wird saniert Kapellener finden ein altes Dokument unter dem Wetterhahn

Kapellen. · Überraschung bei der Sanierung der Pfarrkirche St. Clemens.

 Pfarrer Meik Schirpenbach (l.) und Erich Broekmanns zeigen das gefundene Schriftstück. Es steckte unterm Wetterhahn.

Pfarrer Meik Schirpenbach (l.) und Erich Broekmanns zeigen das gefundene Schriftstück. Es steckte unterm Wetterhahn.

Foto: Georg Salzburg(salz)

Den Wetterhahn einer Pfarkirche sieht man selten aus der Nähe. Der Vogel von St. Clemens in Kapellen, der bei Sanierungsarbeiten vom Kirchturm geholt wurde, ist jetzt nicht nur neu vergoldet, sondern er trägt noch eine Besonderheit unter sich. In der Kugel unterhalb des Hahns fanden Arbeiter ein Dokument aus dem Jahr 1930. „Das ist ein Überraschungsfund“, sagt Erich Broekmanns, geschäftsführender Vorsitzender des Kirchenvorstandes. Auch Meik Schirpenbach, leitender Pfarrer und Kunsthistoriker, hat einen solchen Fund noch nicht erlebt. „Es wird mehrere Dokumente in solchen Kugeln geben, aber sie werden selten gefunden. Wann steigt man schon nach oben und sieht unter dem Wetterhahn nach?.

Geschrieben wurde der handschriftliche Text mit dem Stempel des „Kirchenvorstandes der katholischen Pfarrgemeinde zu Capellen-Gilverath“, als „Papst Pius XI gerade sein 50-jähriges Priesterjubiläum gefeiert hatte“. Karl Joseph Kardinal Schulte war Erzbischof, Peter Kessel Pfarrer in Kapellen, auch der Kirchenvorstand wird aufgeführt. „Ein interessantes Zeitdokument, Menschen werden genannt, die vor 89 Jahren das Gleiche machten wie wir jetzt. Wir sind Teil einer langen Kette“, sagt Schirpenbach.

Die Sorgen damals und heute sind zum Teil dieselben. In die Kugel eingelegt wurde das Dokument nach Sanierungsarbeiten an dem aus den 1830er Jahren stammenden Gotteshaus. Der Turm wurde, wie 1930 berichtet wurde, „verschalt und neu eingedeckt“, auch am Dach wurde gearbeitet, zudem waren „große Schäden am Gesims und am Gebälk zu tage“ getreten.

Mit ähnlichen Mängeln wurde der heutige Kirchenvorstand konfrontiert. „Wir wollten eine neue Orgel beschaffen. Vor einer weiteren Planung wurde vom Erzbistum eine Untersuchung des Gebäudezustandes gefordert“, berichtet Erich Broekmanns. Der Schrecken war groß. Kirchendach und Gesims mussten erneuert werden. Die Verfugung des Mauerwerks war marode, die Metalleinfassung der Fenster korridierte. Die Sanierungskosten belaufen sich auf rund 1,5 Millionen Euro. 70 Prozent trägt das Erzbistum, 30 die Gemeinde. „Wir müssen auf Rücklagen zurückgreifen, die wir eigentlich für die Orgel nutzen wollten“, sagt Broekmanns. Die Gottesdienste laufen während des Umbaus weiter. Abschlossen werden soll die im Frühjahr gestartete Sanierung Mitte 2020. Das Gerüst an einer Seite im Gottesdienstraum und das am Turm sollen bereits vor Weihnachten verschwinden. Auf den Orgelkauf verzichtet die Gemeinde trotz der unerwarteten Kosten nicht. Das heutige Instrument, 1956 beschafft, wurde vom Orgelsachverständigen des Erzbistums „als armselig klingend und äußerlich an Hässlichkeit kaum zu überbieten“ beschrieben. „Wir überlegen, eine gebrauchte Seifert-Orgel aus einer Kirche in Mönchengladbach-Venn von 1959 mit 30 Registern zu beschaffen“, sagt Broekmanns Das Instrument soll bis Ende 2021 in der Kapellener Kirche mit ihrer, wie Schirpenbach erklärt, „preußisch klassizistischen Architektur“ stehen.

Auch der Kauf der gebrauchten Orgel wird 300 000 bis 400 000 Euro kosten. Neben 40 000 Euro Zuschuss aus Köln hat die Gemeinde bereits 30 000 Euro gesammelt.

Das Dokument wird wieder, gut verpackt, in die Kugel gelegt und unter dem Hahn hoch oben montiert.