Ehrenamtler aus Grevenbroich Wenn Rentner wieder mit anpacken

Grevenbroich. · Beim Senior-Experten-Service helfen Rentner – auch aus Grevenbroich – bei Einsätzen im Ausland.

Senior-Experte Hans-Peter Mock aus Grevenbroich bei seinem Einsatz in Usbekistan.

Foto: SES

Eine ehrenamtliche Aufgabe im Rentenalter, bei der die im Berufsleben angesammelte Expertise der Entwicklungshilfe oder auch dem Inland dient, finden immer mehr Senioren durch die Vermittlung des Senior-Experten-Services (SES). Einer von derzeit fast 13 000 Experten ist Hans-Peter Mock aus Grevenbroich, der für den SES, der eine gemeinnützige Stiftung der deutschen Wirtschaft ist, schon einmal in Usbekistan und zweimal in der Mongolei im Einsatz war. Vier Grevenbroicher Senior-Experten sind aktuell beim SES registriert.

Neben den Senioren vermittelt der SES inzwischen auch 30plus-Interessenten zu Einsätzen im Inland und im Ausland. Im vergangenen Jahr wurde der bisherige Rekord gebrochen mit 7800 Auslandseinsätzen. Jeden Monat lassen sich durchschnittlich 130 Experten aus fast allen Berufsfeldern registrieren. Die Senior-Experten werden zwischen drei Wochen und sechs Monaten „ins Feld“ hinaus geschickt und leisten ihren Einsatz ehrenamtlich.

Die Hilfe der Experten
ist weltweit gefragt

Aber auch an der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule und an den Berufsbildenen Schulen in Grevenbroich laufen Programme zur Berufsvorbeitung mit SES-Mitarbeitern. Sie bringen den jungen Leuten bei, sich richtig und erfolgreich zu bewerben, bauen mit ihnen virtuelle Firmen auf, oder qualifizieren sie für die sogenannten MINT-Berufe.

Der 71-jährige Hans-Peter Mock war schon in seiner Vorruhestandszeit als ehemaliger „Rheinbrauner“ auf den SES aufmerksam geworden. Als er noch im Rheinischen Revier als Fachmann für Brunnenbohrungen zuständig war, wurde Mock bereits vielfach als Berater ins Ausland geschickt. Es mache große Freude, auch im Ruhestand noch gebraucht zu werden, sagt er über seine SES-Einsätze in Usbekistan und in der Mongolei. Leute wie Mock werden laut SES-Mitarbeiter Bernd Tuchen in den Entwicklungs- und Schwellenländern, die der SES „bedient“, dringend gesucht.

Der Grund: „Die ältere Generation der Ingenieure kennt sich da noch mit den Geräten aus der vorelektronischen Zeit aus.“ So konnte der Grevenbroicher in Usbekistan, wo es dann zwar aus unerfindlichen Gründen plötzlich keine Genehmigung für die Brunnenbohrung gab, trotzdem „Hilfe zur Selbsthilfe“ leisten, wie es das Prinzip des SES ist. In der Mongolei entstand allerdings unter seiner Anleitung eine Brunnenanlage. Zunächst war er acht Wochen dort, dann noch weitere zweieinhalb Wochen für einen Folgeeinsatz. Dabei wurde der Grevenbroicher begleitet von einem Dolmetscher, der sich auch um seine Freizeitgestaltung an den Wochenenden kümmerte: „Wir verschaffen unseren Experten bei ihren Einsätzen immer ein Rundum-Sorglos-Paket“, betont Bernd Tuchen.

Da der SES Finanzmittel der Bundesministerien für Entwicklung sowie für Bildung und Forschung erhalte, könnten sämtliche Kosten für die ehrenamtlichen Einsätze übernommen werden. Dazu gehörten auch Impfungen oder Visa, die Reisekosten und die Aufwendungen für die Unterbringung und Verpflegung  während ihrer Auslandsaufenthalte. Und Fremdsprachenkenntnisse seien zwar ein Vorteil, würden aber nicht automatisch verlangt. Er erläutert: „Da wir ja auch viele Anfragen für Handwerker aus dem Ausland haben, achten wir da nicht auf die Fremdsprachen.“ Da zähle alleine das Fachliche, das die Handwerker aus ihrer jahrzehntelangen Berufserfahrung mit sich brächten. Und Tuchen erzählt: „Besonders gefragt sind übrigens die Bäcker, denn das deutsche Brot ist weltweit überall beliebt.“