Handball Bayer: Wenig Zuschauer trotz guter Leistung

Dormagen. · Handball-Zweitligist Dormagen beweist auch gegen TuS N-Lübbecke seine Heimstärke.

 Von den gegnerischen Abwehrspielern ist Carl Löfström oft nur mit unsauberen Mitteln am Torwurf zu hindern.

Von den gegnerischen Abwehrspielern ist Carl Löfström oft nur mit unsauberen Mitteln am Torwurf zu hindern.

Foto: Georg Salzburg(salz)

Am 4. Oktober gastiert der Vorjahresdritte HSC Coburg, am 31. Oktober der ewige Mittelrhein-Rivale VfL Gummersbach im Sportcenter. Wenn dann nicht mehr Zuschauer als zu den bisherigen drei Heimspielen des TSV Bayer kommen, muss man sich ernstlich Sorgen um die „Handballstadt“ Dormagen machen.

An den sportlichen Leistungen des Zweitligisten und am Unterhaltungswert des Gebotenen kann es nicht liegen, dass sich am Samstagabend erneut nur 1051 Besucher am Höhenberg einfanden. Denn was die Dormagener derzeit auf eigenem Parkett abliefern, kann sich mehr als sehen lassen. Der 31:24-Sieg (Halbzeit 16:12) der bis auf zwei kurze Schwächephasen eindeutig überlegenen Hausherren über den vor anderthalb Jahren noch in der Ersten Liga spielenden TuS N-Lübbecke machte dessen Trainer mehr oder weniger sprachlos. „Dormagen war klar die bessere Mannschaft und hat verdient auch in dieser Höhe gewonnen,“ mehr war Emir Kurtagic trotz aller Überredungskünste von TSV-Pressesprecher Detlev Zenk beim obligatorischen Trainertalk kaum zu entlocken.

Man kann’s verstehen. Denn die Art und Weise, wie die mit dem zweieinhalbfachen Etat ausgestatteten Ostwestfalen über weite Strecken vorgeführt wurden, müsste deren Verantwortlichen zu denken geben. Kurtagic jedenfalls attestierte den Gastgebern „viel Leidenschaft und viel Herz“ und sprach diese Eigenschaften seinen Schützlingen gleichzeitig ab, als er feststellte: „Handball ist eine Kampfsportart, und Dormagen hat vorgemacht, wie es geht.“

Doch es sind nicht nur Leidenschaft, Kampf und Herz, den die neu formierten Dormagener in ihrem zweiten Jahr nach dem Wiederaufstieg in die Waagschale zu werfen haben. Dusko Bilanovic hat ihnen auch beigebracht, wie man Offensivaktionen zum Zungeschnalzen mit einer Deckungsarbeit in Einklang bringt, an der sich die Gegner buchstäblich die Zähne ausbeißen. Den Nettelstedtern jedenfalls fiel gegen das 6:0-Bollwerk um Patrick Hüter nicht allzu viel ein. Anfangs verlagerten sie noch erfolgreich das Spiel auf die Außenpositionen, von wo sie die präzisen Würfe von Peter Strosack eine Viertelstunde lang im Spiel hielten.

Der Ex-Dormagener Bartmann war sichtbar übermotiviert

Doch je öfter der deutlich übermotiviert in die Partie gegangene Ex-Dormagener in Sven Bartmann seinen Meister fand, desto deutlicher schlug das Pendel zugunsten der Hausherren aus. „Er hat für uns gegen die Außen die Big Points geholt,“ lobte TSV-Trainer Dusko Bilanovic seinen Schlussmann.

Der hoch gehandelte Peter Tatai zwischen den Nettelstedter Pfosten lief dagegen erst in der Schlussphase zu so etwas wie Normalform auf. Damit schaffte es der Ungar wenigstens, der zeitweise einseitigen Partie etwas Spannung einzuhauchen. Denn nachdem die Hausherren ihren seit dem 6:6 (14.) stetig anwachsenden Vorsprung auf stattliche acht Tore ausgebaut hatten (24:16, 42.), lief plötzlich nicht mehr allzu viel zusammen auf Dormagener Seite. „Die hohe Führung kam zu früh,“ benannte Bilanovic als Grund für den kleinen „Einbruch“, der die Gäste bis auf 21:25 (48.) heran brachte.

Man könnte auch sagen: Sein „zweiter Anzug“ saß diesmal nicht so perfekt. Erst als der TSV-Trainer seine Startformation mit dem bärenstarken Ante Grbavac (10/2 Tore aus 12 Versuchen), dem klug Regie führenden Eloy Morante Maldonado und dem manchmal etwas zu ungestüm zu Werke gehenden Ian Hüter wieder auf die Platte schickte, war die Schwächephase vorbei, entschied der TSV die letzten sieben Spielminuten mit 6:2 für sich.

„Wir sind eine Mannschaft. Wir gewinnen zusammen und wir verlieren zusammen,“ machte Bilanovic deutlich, dass es für ihn keine Abstufungen im Mannschaftsgefüge gibt. Und weil das offensichtlich gut harmoniert, „muss sich jede Mannschaft warm anziehen, wenn wir erst mal unseren Rhythmus gefunden haben,“ sagt der Trainer. Zumindest im Sportcenter. Wenn der TSV die sich in Emsdetten (29.9.), Krefeld (4.10.) und Ferndorf (19.10.) bietenden Gelegenheiten auch mal zu Auswärtspunkten nutzt, könnte es dort an Halloween gegen Gummersbach tatsächlich voll werden.