Seit einigen Jahren wird es bedrohlich eng in den Kaarster Kindertagesstätten, es kommt zu Überbelegungen im gesetzlich zulässigen Rahmen. Schön ist das nicht – weder für die Kinder, noch für die die Erzieherinnen und Erzieher. Jetzt zeichnet sich Licht am Ende des Tunnels ab, was zu großer Erleichterung im Jugendhilfeausschuss sorgte – kein Wunder, dass die Bedarfsprognose einstimmig zustimmend zur Kenntnis genommen wurde.
„Die Situation entspannt sich zunehmend“, freute sich Michaela Schmitt von den Grünen. Der Ausschussvorsitzende Christian Horn-Heinemann (CDU) erinnerte an Folgendes: „Seit 2009 bauen wir die Kita-Kapazitäten kontinuierlich aus. Und wir haben auch nicht die Tageseltern vergessen.“ Kämmerer und Jugenddezernent Stefan Meuser erklärte, dass es im Kindergartenjahr 2026/27 erstmals nach langer Zeit eine Überdeckung geben werde. Es gäbe aber große Unwägbarkeiten. Eine davon ist der Zuzug von Flüchtlingen, den niemand vorhersehen kann: „Da muss nur mal irgendein Herrscher verrückt spielen“, gab Meuser zu bedenken.
Ohne Überbelegungen wären für das Kindergartenjahr 2025/2026 96,9 Gruppen erforderlich. Zur Verfügung stehen werden allerdings nur 88 Gruppen. Mit berücksichtigt wurde eine zweigruppige Interimskita als Vorläuferin der Kindertageseinrichtung Commerhof, wo eine fünfgruppige Kita im kommenden Jahr fertig gestellt wird. Für das Jahr 2026/2027 ist ein Bedarf von 95,3 Gruppen prognostiziert worden. Für 2027/2028 ist dann erstmals ein kleiner Überhang von bis zu 2,7 Gruppen möglich. Im Kindergartenjahr 2026/2027 soll die viergruppige Kita Im Rottfeld errichtet worden sein, dann würden 95 Gruppen zur Verfügung stehen. Ein Überhang an Gruppen, wie er ab 2027/2028 möglich erscheint, kommt den Planern der Bedarfsprognose sehr gelegen. Die sich entspannende Raumsituation würde mehr Spielraum geben für die Betreuung von Kindern mit besonderen Bedarfen, mit Behinderungen und Beeinträchtigungen. Diese Bedarfe sind besonders schwer zu kalkulieren, zumal entsprechende Beeinträchtigungen erst im Laufe der Betreuung erkennbar werden.
Entwicklungen, die nicht vorhersehbar sind, könnten leichter aufgefangen werden als das aktuell der Fall ist und Überbelegungen wären Schnee von gestern. Das sind erfreuliche Perspektiven. Durch Gruppen ohne Überbelegungen würde auch das Personal entlastet werden. Die Aussicht auf genügend Kitaplätze bei den städtischen Einrichtungen kommt auch aus einem anderen Grund sehr gelegen: In Städten wie Düsseldorf haben Freie Träger in letzter Zeit das Handtuch geworfen. Eine solche Entwicklung zeichnet sich in Kaarst zwar nicht ab, ist aber auch nicht undenkbar.
Michaela Schmitt fragte, ob Freie Träger verpflichtet werden könnten, inklusive Kinder aufzunehmen. Sie würde es auch begrüßen, wenn erforderliche heilpädagogische Maßnahmen durch ambulante Kräfte, die in die betreffende Kita kommen, abgedeckt werden könnten. „Das wäre für die Eltern eine große Erleichterung“, sagte sie. Wenn die Zeit der Überbelegungen vorüber sind, profitieren auch Kinder, die besonders viel Zuneigung brauchen: Als Ausgleich würde die Zahl der Plätze dann sinken.
David Engelbrecht (FDP) nahm erfreut zur Kenntnis, dass Ruhe reinkommt in das Thema „Kita-Plätze“. Diese Ruhe könne jedoch von kurzer Dauer sein. Er begründete diese Einschätzung unter anderem mit der geplanten Ortsteilentwicklung in Vorst und der baulichen Entwicklung am Bäumchensweg, der ebenfalls in Vorst liegt: „Das sollten wir im Hinterkopf behalten“, mahnte Engelbrecht. Noch können diesbezüglich keine Prognosen gestellt werden. Das Thema „Bedarfsprognose“ bleibt also voller Unwägbarkeiten. Insgesamt werden aber die Spielräume aber größer, als es vor einiger Zeit noch der Fall war und aktuell ist.