Gesamt- oder Sekundarschule: Eltern sollen mitbestimmen
Gesamt- und Sekundarschule stehen zur Wahl. Die Grünen kritisieren Kampagne der CDU.
Kaarst. Die Zukunft der Schullandschaft in Kaarst entscheidet sich in den nächsten Tagen. Ob es ein neues Modell mit einer Sekundar- oder einer Gesamtschule geben wird, bestimmen indirekt die Eltern. Am Freitag schickt die Stadt an 1162 Eltern der Grundschüler in den Klassen eins bis drei einen Brief mit einem Fragebogen. Dieser enthält vier Bereiche, in denen Kästchen angekreuzt werden müssen.
Der wichtigste Teil bezieht sich auf die Frage nach der Schulform, bei der die Eltern ihr Kind künftig anmelden möchten. Wer „neue Schulform“ ankreuzt, muss sich entscheiden, ob er eine Sekundar- oder eine Gesamtschule bevorzugt oder beide als gleich gut einschätzt.
„Das ist natürlich alles schwierig zu beantworten, weil die Befragten noch gar nicht wissen, wie sich ihre Kinder in der Grundschule entwickeln und weil sie nicht alle Schulformen kennen“, sagt Schuldezernent Heinz Dieter Vogt. Deshalb lädt die Stadt die 1162 Eltern am Mittwoch um 20 Uhr in die Aula des Georg-Büchner-Gymnasiums ein.
Bei der Infoveranstaltung erklären die Kaarster Schulleiter die Konzepte von Gymnasium, Realschule und Hauptschule. Ein Mitarbeiter der Bezirksregierung stellt die für Kaarst neuen Modelle Sekundar- und Gesamtschule vor. Als Standort für die neue Schule kämen die Hauptschule und die benachbarte Realschule in Büttgen infrage.
So vorbereitet sollen die Eltern laut Vogt dazu in der Lage sein, eine Entscheidung zu treffen. „Uns ist wichtig, die Eltern zu befragen, weil wir wissen wollen, welcher Bedarf in Kaarst besteht“, erklärt Vogt. Nach Rückgabe der Fragebögen bis zum 4. Mai werde die Stadt sie auswerten und das Ergebnis Mitte Juni an den Schulausschuss weitergeben.
Es werden nur die abgegebenen Antworten gewertet. Die Entscheidung der Eltern ist für die Politik allerdings nicht verbindlich, sie muss also nicht umgesetzt werden.
Die Fraktionen von CDU und SPD haben jedoch angekündigt, das Votum der Eltern zu respektieren. „Wir wollen in dieser Sache keinen ideologischen Streit führen“, sagt SPD-Fraktionsvorsitzende Elke Beyer. Zwar habe die SPD nie einen Hehl daraus gemacht, die Gesamtschule für gut zu halten, aber in diesem Fall übe man sich bewusst in Zurückhaltung. Deshalb gebe es keine Empfehlung für eine der Schulformen.
„Die CDU hat sich nicht positioniert“, betont auch CDU-Fraktionschefin Dorothea Zillmer. Der Elternwille soll nach ihrer Ansicht entscheiden. Dennoch brachte die Partei aktuell ein Faltblatt heraus, in dem Sekundar- und Gesamtschule verglichen werden. Darin wird unter anderem betont, dass die Einrichtung einer Sekundarschule ein weniger einschneidender Eingriff in die Kaarster Schullandschaft wäre als eine Gesamtschule.
Bei Einführung einer Gesamtschule bestehe die Gefahr, dass mittelfristig eines der beiden Gymnasien wegfiele. Die Sekundarschule ohne eigene Oberstufe benötige die Gymnasien hingegen als Kooperationspartner. „Uns liegt nur daran, die Eltern zu informieren, entscheiden sollen sie selber“, versichert Zillmer. Sie hoffe auf ein eindeutiges Ergebnis, damit keine Diskussion zur neuen Schulform nötig sei.
Die Grünen griffen das Faltblatt der CDU unterdessen scharf an: „Wir sind empört, wie die CDU in der Schulfrage polarisiert“, sagt Fraktionsvorsitzender Christian Gaumitz. Offiziell behaupte die CDU, sich nicht festgelegt zu haben und gleichzeitig werde ein „trickreiches Kampagnenblatt“ verteilt, das Stimmung gegen die Gesamtschule mache. Dahinter stecke „knallharte Ideologie“. Die Grünen betonen, dass sie sich eindeutig für die Einrichtung einer Gesamtschule in Kaarst aussprechen.