Imkerei: Der Herr über 16 Bienenvölker
Grünen-Politiker informieren sich vor Ort und besuchen Hobby-Imker Jakob Knuppertz.
Kaarst. In der Luft liegt der Duft von blühenden Stauden, im Teich ziehen Kois ihre Bahnen und Hausgans Mariechen schnattert munter drauf los. Gisela und Jakob „Kobi“ Knuppertz haben in ihrem Garten ein kleines Paradies geschaffen. Schlendert man weiter in den hinteren Teil des 2500 Quadratmeter großen Gartengrundstücks an der Langen Hecke steigt emsiges Summen auf. Hier stehen die Bienenstöcke. Es herrscht geschäftiges Treiben. Honigbienen schwirren heran und krabbeln in ihre Behausung, die Holzbeute. Andere fliegen davon, auf der Suche nach süßem Nektar.
In Begleitung des Fraktionsvorsitzenden der Kaarster Grünen, Christian Gaumitz, besuchte der Neusser Landtagsabgeordnete der Grünen, Hans Christian Markert, jetzt den Hobby-Imker Knuppertz, um sich über die Ursachen für die geringe Honigernte und das Bienensterben zu informieren. Dabei gerieten die Politiker mitten in die „Einflugschneise“. Gestochen wurden sie nicht, ein Imkerhut mit Netzschleier bot ausreichend Schutz.
Die Bienen haben als sensible Indikatoren für schleichende Umweltgifte und wachsende Monokulturen einen hohen Stellenwert. „Mit jedem Stück Land, das versiegelt wird, und jeder blühenden Pflanze, die verschwindet, engt sich auch der Lebensraum der Bienen ein“, betont Markert. Unberührte Blumenwiesen gebe es kaum noch, und die Saat auf den Feldern sei mit Pestiziden verunreinigt. Hinzu kommen Seuchen wie die Faulbrut und der Befall mit der Varroa-Milbe, die das Gehirn der Bienen verändert.
Wie wichtig Bienen für Natur- und Kulturlandschaften sind, belegen Zahlen: Sie produzieren nicht nur 1,2 Millionen Tonnen Honig jährlich, sondern bestäuben auch fast die Hälfte aller Pflanzen auf der Erde.
Jakob Knuppertz hat schon vor mehr als 20 Jahren mit dem Imkern angefangen, heute kümmert er sich um 16 Bienenvölker mit rund zwei Millionen Tieren. Die Welt der Bienen fasziniert den 77-Jährigen: das hoch komplizierte soziale Leben mit Königin, Arbeiterbienen und Drohnen, ihre Fähigkeiten, aber auch der natürliche Kreislauf. „Manchmal ist er den ganzen Tag bei seinen Bienen im Garten und kommt nur zum Essen“, erzählt Gisela Knuppertz, die sich mittlerweile schon fast genauso gut auskennt. Natürlich hilft sie in dieser Woche ihrem Mann bei der Ernte, wenn die Honigwaben entdeckelt und geschleudert werden, bis goldgelber Honig herausfließt und in Gläser abgefüllt werden kann. Das passiert im Frühjahr und im Juli. Der Imker geht davon aus, dass es eine gute „Tracht“ wird.
Im Frühjahr erntete er aufgrund des langen Winters nicht ganz so viel Honig: „Bienen fliegen erst bei zwölf Grad“, sagt er. Glück hat er auch, da er von der amerikanischen Faulbrut, einer Bienenseuche, die viele andere Kaarster Bienenvölker traf, verschont blieb.
Vor ein paar Wochen hatte er 20 Kindergartenkinder im Garten, jetzt erklärt er den beiden Politikern sein Handwerk. An einer Beute legt Knuppertz einen Rahmen frei. Es krabbelt und summt, die Bienen arbeiten mit Hochdruck an der Ausstattung ihres Stocks. Mitten im Gewusel findet sich die Königin. „Sie legt täglich bis zu 1000 Eier, um den Fortbestand ihres Staats zu sichern“, erklärt der Imker. „Sie sehen hier eine Demokratie, Bienen sind soziale Wesen“, erzählt er. „Aber das Volk merkt ganz genau, wenn seine Königin keine Leistung mehr bringt.“
Seit ein paar Monaten züchtet Knuppertz eine neue Bienenart, die resistent gegen den Befall der Varroamilbe sein soll. Die Königin stammt aus Kroatien und wurde ihm vom Neusser Bienenzuchtverein anvertraut. „Diese Königin schüttelt die Milben einfach ab“, erklärt der Kaarster.
Knuppertz’ Anliegen an die Politik: Er wirbt dafür, dass Bienenstöcke auch im Stadtgebiet aufgestellt werden und Kinder den natürlichen Umgang mit Bienen im Unterricht lernen. „Es wäre schön, wenn es Patenschaften für die Honigbienen gäbe“, sagt er und lächelt nett.