In Kaarst fehlen Hausärzte

FDP-Fraktion warnt vor Ärztemangel. Verwaltung soll Konzept entwickeln.

In Kaarst fehlen Hausärzte
Foto: Archiv

Kaarst. Es geht zu wie im Taubenschlag: Die Tür in der Gemeinschaftspraxis am Lindenplatz steht kaum still, Patienten sitzen im Wartezimmer, Arzthelferinnen sind im Dauerstress. Während es in anderen Städten im Rhein-Kreis Neuss eine gute bis sehr gute ärztliche Versorgung gibt, ist die Entwicklung in Kaarst eine andere. Das geht aus einem aktuellen Versorgungsbericht der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) hervor. Wer einen Arzt braucht, muss in Kaarst längere Wege in Kauf nehmen. „Das gilt vor allem für den Osten und Holzbüttgen“, sagt der FDP-Fraktionsvorsitzende Günter Kopp.

In Kaarst fehlen Hausärzte
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Die Stadt solle daher gemeinsam mit dem Rhein-Kreis Neuss und der Kassenärztlichen Vereinigung ein Konzept entwickeln, wie die bestehende hausärztliche Unterversorgung verbessert werden könne. In der Sitzung des Stadtrats am Donnerstag, 22. Mai, will die FDP eine entsprechende Anfrage an die Verwaltung stellen.

Ob Kaarst vom Aktionsprogramm der Landesregierung, mit dem die Ansiedlung von Ärzten gefördert wird, profitieren kann, soll ebenso geprüft werden. Der Ärztemangel könne sich zu einem massiven Problem entwickeln, gerade in Bezug auf die demografische Entwicklung, sagt Kopp.

Lange Arbeitszeiten auch außerhalb der Sprechzeiten, Abend- und Nachtdienste, längere Anfahrten für Hausbesuche und reduzierte Verdienstmöglichkeiten: Für viele Mediziner verliert der Hausarztberuf an Attraktivität. Für Kaarst besteht laut Bericht mit einem Versorgungsgrad von 71 Prozent oder 2279 Menschen pro niedergelassenem Hausarzt eine signifikante Unterversorgung bei der hausärztlichen Betreuung. Der bundeseinheitliche Richtwert liegt bei 1671 Einwohner pro Hausarzt. Die Versorgungsgrade im Rhein-Kreis betragen beispielsweise für die Städte Korschenbroich 96 Prozent, Grevenbroich 97 Prozent, Neuss 105 Prozent, Meerbusch 103 Prozent und Dormagen 115 Prozent.

Von einer erheblichen Unterversorgung will Amtsarzt Dr. Michael Dörr, Leiter des Kreisgesundheitsamts, in Kaarst nicht direkt sprechen. „Da ist die Lage in Gemeinden wie Jüchen sicher dramatischer.“ Jemand aus Kaarst könne auch schnell nach Neuss fahren. „Beschwerden sind bei uns noch nicht angekommen, dennoch: Kaarst liegt unter der Marge.“