Gastronomie Wirte in Kaarst in Sorge: Immer mehr Buchungen werden storniert

Kaarst · Die verschärfte Corona-Lage ruft auch bei Gastronomen in Kaarst wirtschaftliche Sorgen hervor. Ein Gastwirt berichtet von sechs Weihnachtsfeier-Absagen an einem Tag. Wut herrscht in Bezug auf die unvorsichtigen Bürger.

Josef Köhlings von der Gaststätte „Bischofshof“ macht sich wegen der vielen Absagen Sorgen.

Foto: Stephan Seeger

Wenn der Arbeitgeber zur Weihnachtsfeier einlädt, fließt in der Regel viel Alkohol und es gibt immer reichhaltig zu essen. Auch Schützenvereine, Parteien oder Initiativen kommen in der Vorweihnachtszeit noch einmal zusammen, um sich gemeinsam auf die besinnlichste Zeit des Jahres einzustimmen. Doch in diesem Jahr sieht es einmal mehr wegen der verschärften Corona-Lage so aus, als würden viele Weihnachtsfeiern ausfallen. Das zumindest berichten die Kaarster Gastronomen.

Josef Köhlings von der Gaststätte „Bischofshof“, der letzten Kneipe in Holzbüttgen, kann sich nicht wie sonst üblich vor Anmeldungen, sondern vor Absagen nicht retten. „An nur einem Tag habe ich sechs Absagen bekommen“, erklärt er. Es stünden zwar noch einige potenzielle Gäste in seinem Kalender, die mit der Absage warten, aber Köhlings geht davon aus, dass auch sie absagen werden. Einer davon ist Manfred Schmidt, der mit der Senioren-Initiative im Bischofshof am 12. Dezember eine Weihnachtsfeier ausrichten möchte.

Das Programm steht bereits, Schmidt und das Organisations-Team haben sogar zwei Musik-Acts gebucht, es sind Ehrungen vorgesehen, auch Bürgermeisterin Ursula Baum ist eingeladen – doch noch wartet er ab, ob die Feier stattfindet. Noch in dieser Woche soll eine Entscheidung fallen, erklärt Schmidt.

„Das ist eine Katastrophe“, sagt Köhlings. „Wenn es noch einen Lockdown gibt, kann ich die Wirtschaft zumachen. So kann es nicht weitergehen.“ Sauer ist er beim Anblick der Bilder vom Karnevalsauftakt in Köln und auf die Leute, die ins Fußballstadion gehen. „Die Menschen nehmen sich nicht mehr in Acht. Das ist eine Unverschämtheit, das darf man nicht zulassen. Wir müssen Rücksicht nehmen, aber hier ist noch nie etwas passiert“, sagt Köhlings. Er fordert zudem, dass in den Bundesländern die gleichen Regeln gelten und nicht jedes Land seine eigenen aufstellen kann.

Eine Absage reiht sich
an die nächste

Auch im „Haus Broicherdorf“ reiht sich eine Absage an die nächste. „Das Telefon steht nicht mehr still“, erklärt Küchenchef Tim Johnen. Eine Absage gab es unter anderem vom CDU-Ortsverband Kaarst, der am 3. Dezember in der „Tenne“ gemeinsam mit dem Ortsverband Büttgen seine Weihnachtsfeier abhalten wollten. Nach Einschätzung von Johannes Küppers, Vorsitzender der CDU-Ortsgruppe Kaarst, wären rund 50 bis 60 Christdemokraten gekommen. „Wir sehen die steigenden Zahlen und stellen uns der Verantwortung. Wir haben viele ältere Mitglieder“, sagt Küppers. Die Deko für die Feier war schon eingekauft, die Tombola geplant. Nach Rücksprache mit Lars Witte, neuer Vorsitzender des CDU-Ortsverbandes Büttgen, und dem Parteivorsitzenden Christian Horn-Heinemann sagte Küppers die gemeinsame Feier aber ab. Auch im Restaurant „Laguna“ in der Stadtmitte hagelt es derzeit viele Absagen, wie Geschäftsführer Djaffa Fejza berichtet. Bereits zehn große Gruppen hätten ihre Weihnachtsfeiern abgesagt. „Es wird wieder sehr schwer für uns Gastronomen“, sagt Fejza. Um den Umsatzverlust in Grenzen zu halten, hat das „Laguna“ seinen Lieferdienst reaktiviert und bringt nun wieder Pizza und Pasta zu den Bürgern nach Hause.

Eins haben alle Gastronomen aber gemeinsam: Die Hoffnung darauf, dass die Zahlen im kommenden Jahr zur Weihnachtszeit niedriger sind. Doch diese Hoffnung hatten die Gastronomen bereits im vergangenen Jahr.