Auftakt der neuen Session in Kaarst Hoppeditz-Erwachen mit politischem Inhalt

Kaarst · Zum zweiten Mal ist Daniela Frimmersdorf am Montag in die Rolle des Kaarster Hoppeditz‘ geschlüpft und hat in der Rathausgalerie die Lokalpolitik aufs Korn genommen. Bei seiner Verabschiedung hielt der scheidende Karnevalsprinz Raphael Leßmann dann eine ernste politische Ansprache, die für viele Jecken fehl am Platz war.

Der Kaarster Hoppeditz Daniela Frimmersdorf nahm die Lokalpolitik aufs Korn.

Foto: Stefan Büntig

Es hatte etwas vom politischen Aschermittwoch, als am Montag um 11.11 Uhr in der Kaarster Rathausgalerie mit dem Hoppeditz-Erwachen der Startschuss für die närrische Session 2024/2025 fiel. Denn neben Daniela Frimmersdorf, die wie üblich für einen Hoppeditz die Ereignisse des vergangenen Jahres in der Lokalpolitik und der Stadt Kaarst aufs Korn nahm, wurde auch der scheidende Karnevalsprinz Raphael Leßmann in seiner Abschiedsrede politisch – und sorgte zwischenzeitlich für närrisches Schweigen.

„Auch, wenn es keiner von uns geglaubt und wir alle Stoßgebete in den Himmel geschickt haben, feiern wir den zweiten Teil des komischen Verkehrskegels, der sich selbst als Anführer der freien Welt bezeichnen darf“, erklärte Leßmann. Wen er damit meinte, ist klar: Den neuen US-Präsidenten Donald Trump. „Darüber hinaus ist unsere Regierung das erste Mal in der Geschichte zusammengebrochen“, fuhr Leßmann fort. „Ich habe Angst. Angst, dass der Tuppes in Amerika durchdreht, Angst, dass die oben in Berlin durchdrehen. Und jeder, der sagt, er habe keine Angst, der lügt. Wir dürfen Angst haben“, holte Leßmann zur Generalkritik aus. Es sei an der Zeit, die Ärmel hochzukrempeln gegen Faschismus, Nationalismus und „für Menschen“. Viele Jecken waren eigentlich gekommen, um die fünfte Jahreszeit einzuläuten. Es fielen Sätze wie „Das hat mit Karneval nichts zu tun“ oder „Kann man machen, muss man aber nicht“.

Frimmersdorf schenkte Bürgermeisterin Ursula Baum Schwimmflügel.

Foto: Stefan Büntig

Zuvor hielt Frimmersdorf zum zweiten Mal eine Rede als Kaarster Hoppeditz: Mit viel Charme und Ideen zog sie die Jecken in ihren Bann, auch wenn sich inhaltlich ein paar Fehler eingeschlichen haben. Das aber merkten die meisten Anwesenden, die sich nicht mit der Lokalpolitik auseinandersetzen, gar nicht. Was ist seit der letzten Session in der Stadt und Verwaltung passiert? „Eine Menge“, wie Frimmersdorf erklärte. Von der Cannabis-Legalisierung im April spannte sie den Bogen über die neue Umfrage unter Kaarster Jugendlichen und den neuen Vorstand in der Jugendeinrichtung Bebop. Dann fragte sie in Richtung der Gesellschaft Carolus, „warum in 38 Jahren noch nie eine Frau den Ehrenbecher verliehen bekommen hat?“. In diesem Jahr wurde die Feuerwehr ausgezeichnet. „Es ist eine lahme Ausrede, dass dort auch Frauen arbeiten“, so Frimmersdorf. Endlich sei in der Emmy-Noether-Gesamtschule auch die erste Schule nach einer Frau benannt worden. Die stockenden Bauarbeiten im Schulbereich, Rechtsanspruch für die OGS ab 2026 sowie das Dauerthema Stadtparkbrücke, die Hundekotbeutelpflicht und natürlich das leer stehende Frankenheim wurden ebenfalls thematisiert. Als Geschenk überreichte Frimmersdorf der Bürgermeisterin Schwimmflügel: „Damit Du bei den Neuwahlen nächstes Jahr nicht untergehst“, so Frimmersdorf. „Der Hoppeditz, der hat mir Flügel gebracht, aber hat wohl nicht nachgedacht. Hoppeditz, Du Tor, Du Wicht, diese Flügel brauch ich nicht“, antwortete die Bürgermeisterin in Reimform. „Ich halt mich oben, im Wahlkampf im Nassen. Andere sollen das eher lassen. Denn dafür bin ich quasi geboren, drum bring die Flügel dem Christian Horn“, so Baum weiter. Ein erster Seitenhieb gegen ihren CDU-Mitbewerber um den Kampf um das Rathaus, Christian Horn-Heinemann.