92 Proben aus Kaarst ausgewertet Nitratwerte im Brunnenwasser überschreiten Grenzwert

Kaarst · 92 Brunnenwasserproben aus dem Stadtgebiet Kaarst hat der VSR-Gewässerschutz ausgewertet, die Ergebnisse sind nicht so wie erhofft. In jeder achten Probe wurde eine Überschreitung der Grenzwerte festgestellt.

 Diplom-Physiker Harald Gülzow hat die Brunnenwasserproben aus Kaarst ausgewertet.

Diplom-Physiker Harald Gülzow hat die Brunnenwasserproben aus Kaarst ausgewertet.

Foto: Matthais Ahlbrecht/Matthias Ahlbrecht

(seeg) Die Nitratbelastung im Brunnenwasser sinkt trotz vieler Auflagen zur Düngemenge und Düngezeitpunkt nicht so wie erhofft. Das stellte der VSR-Gewässerschutz bei der Auswertung der am 23. Juli in Kaarst abgegebenen 92 Brunnenwasserproben fest.

Die gemeinnützige Organisation fordert noch mehr Unterstützung für das Anlegen von Baumstreifen auf den Feldern. Diese würden „nachweislich“ zu einer erheblichen Senkung der Nitratbelastung führen, ohne den Ertrag auf dem Acker zu verringern, heißt es in einer Mitteilung des VSR-Gewässerschutzes.

Die Brunnenwasserergebnisse aus Kaarst wertete der Physiker Harald Gülzow aus. In jeder achten Probe aus den privat genutzten Brunnen stellte er eine Überschreitung von 50 Milligramm pro Liter (mg/l) Nitrat fest. Besonders erschreckend sind die festgestellten Belastungen in den Gartenbrunnen in Vorst mit 207 Milligramm Nitrat pro Liter (mg/l), in Driesch mit 98 mg/l und in Kaarst mit 82 mg/l. In Büttgen (57 mg/l) und Holzbüttgen (53 mg/l) sei das Wasser weniger hoch belastet.

Doch auch dort sieht Harald Gülzow noch Handlungsbedarf. Er betont, dass die Nitratrichtlinie dazu verpflichtet, eine Überschreitung des Nitratgrenzwertes von 50 Milligramm pro Liter im Grundwasser zu verhindern. „Im letzten Moment konnte gerade noch das Vertragsverletzungsverfahren mit hohen Strafzahlungen wegen der Nichteinhaltung der Richtlinie abgewendet werden. Bis zur nächsten Überprüfung muss die Nitratbelastung deutlich sinken“, sagt Gülzow.

Im Rhein-Kreis-Neuss bestehen die landwirtschaftlichen Flächen zu 82 Prozent aus Ackerflächen. Es dominieren Felder ohne Bäume. Diese verschwanden im Zuge der Intensivierung der Landwirtschaft. Das leichtlösliche Nitrat im Dünger wird durch Regenfälle schnell in tiefere Bodenschichten verlagert.

Dort können die Feldfrüchte die Nährstoffe nicht mehr zum Wachstum verwenden. Im Gegensatz dazu können Bäume mit ihren tiefen Wurzeln das in die Tiefe transportierte Nitrat für sich nutzen. „Bäume auf den Feldern helfen, das Nitrat wieder an die Oberfläche zu befördern und so in der Zukunft die Nitratbelastung im Brunnenwasser zu verringern“, erklärt Gülzow.

Dieses moderne Agroforstsystem, eine Kombination von Forst- und Landwirtschaft, wurde an die Technik und die Produktionsweise der heutigen Landwirtschaft angepasst.

(seeg)