Kursus in Kaarst Auch für Unsportliche können sich selbst verteidigen

Büttgen · Thorsten Stein bietet in Büttgen „Street Combat“-Kurse an – egal, wie fit die Teilnehmer sind.

 Thorsten Stein (l.) zeigt Kursmitglied Markus Nikolai, mit welchen Tricks man sich aus einer gefährlichen Situation befreien kann.

Thorsten Stein (l.) zeigt Kursmitglied Markus Nikolai, mit welchen Tricks man sich aus einer gefährlichen Situation befreien kann.

Foto: Bärbel Broer

. Es war eine einschneidende Erfahrung für den damals 16-jährigen Thorsten Stein. Der gebürtige Sauerländer brachte eine Freundin von einer Geburtstagsfeier nach Hause und wurde auf dem Rückweg zur Party von sieben Männern angegriffen. Sie umzingelten ihn, schlugen auf ihn ein. Im Krankenhaus erwachte er mit Jochbeinbruch und schweren Prellungen. „Das macht was mit einem und ich wollte unbedingt lernen, mich im Ernstfall verteidigen zu können“, sagt der 38-Jährige. Thorsten Stein lernte zunächst Karate, ist Träger des ersten schwarzen Gürtels und arbeitete auch als Trainer. Als ihm klar wurde, dass er einer Bedrohung auf der Straße damit nicht gewachsen wäre, bildete er sich im Bereich Selbstverteidigung weiter und kam zum „Street Combat“. Das ist kein Kampfsport, sondern eine rein zweckorientierte Selbstverteidigung mit einfachen Techniken. Gelernt hat er unter dem Systemgründer Robert Brutzer. 2013 hat Stein seine Graduierung zum „Instructor im Street Combat“ abgeschlossen.

Nebenberuflich gibt der Maschinenbautechniker, der mit seiner Familie in Kaarst lebt, seit 2016 Kurse im „Street Combat“. In der Tespo in Büttgen lernen Teilnehmer, sich effektiv zu verteidigen. Aber auch, wie sie deeskalierend eingreifen können. „Techniken des Street Combat kann jeder lernen. Egal ob Jung oder Alt, Sportler oder untrainiert“, so Stein. „Vorkenntnisse sind nicht notwendig.“ Mit seinen Teilnehmern spielt er unterschiedlichste Situationen durch. Markus Nikolai beispielsweise soll ihm an die Gurgel gehen. Aus dieser Lage befreit sich Stein mit einfachen Tricks. „Mein Angreifer hat zwar seine Hände an meinem Hals“, erklärt Stein. „Doch er steht so nahe und ich kann seine Primärziele, also Augen, Hals oder Genitalien, erreichen und mich effektiv verteidigen.“ Mit Fuß- und Beinarbeit gelingt es ihm, einen fiktiven Messerangriff abzuwehren. Dabei erklärt er jeden einzelnen Schritt und Griff. „Denn es geht vor allem darum, wie ich mich aus einer bedrohlichen Lage lösen und wie ich die Schwachstellen des Gegners dafür nutzen kann“, so Stein. Die Palette der Techniken, die er lehrt, ist mannigfaltig. „Die Teilnehmer entscheiden selbst, welche zu ihnen passt oder welche ihnen zu kompliziert ist.“

Neben der Selbstverteidigung geht es auch um Selbstbehauptung. Jeromy Glymph aus Stürzelberg besucht bereits seit 2016 Steins Kurse. „Ich habe gelernt, wie man deeskalierend agieren kann, aber auch, wie man aufmerksamer im Alltag wird“, so der Abiturient. Zudem habe es ihn sicherer gemacht, Selbstverteidigungstechniken zu beherrschen. „Verteidigung muss aber immer im Verhältnis zum Angriff stehen“, klärt Stein auf. Deshalb lernen die Teilnehmer bei ihm sowohl weichere Techniken als auch die Abwehr des Gegners bei Messerangriffen oder sexuellen Übergriffen.

Frauen sind in der Minderzahl bei seinen Kursen. Sporadisch biete er zwar auch reine Selbstverteidigung für Frauen an. Er empfiehlt aber eher das gemeinsame Training mit Männern: „Ein Mann fasst anders zu. Frauen untereinander haben oft hohe Hemmschwellen.“