Kirche wird zum Tanzraum

„Tanz“ — unter dieses Thema hat Wolfgang Weber die fünften Kirchenmusikwochen in Kaarst gestellt.

Kaarst. „Tanz“ lautet das Motto der fünften Kirchenmusikwochen in Kaarst, die morgen beginnen. Kantor Wolfgang Weber hat sich mit Bedacht für das Motto entschieden. „Zwar gibt es wenige Bibelstellen, in denen der Tanz erwähnt wird. Doch er kommt in den Psalmen vor“, sagt er. Der Kantor hat wieder die künstlerische und organisatorische Leitung der Musikwochen übernommen.

Tanz sei etwas Sinnliches, das er mit der Kirche zusammenbringen wolle. In fünf Veranstaltungen will Weber die Frage beantworten, was Tanz und die Kirche verbindet. „Die Emotionalität tut uns gut.“

Los geht es morgen Abend ganz experimentell: Der Boden vibriert, die Bässe wummern und eine Lichtshow wird das Kirchenhaus durchzucken: Techno-DJ Einzelmännchen wird ab 19 Uhr im Altarraum der Lukaskirche an den Turntables stehen. „Das ist ein Experiment für uns alle. Ich wollte auch mal andere Facetten zeigen und austesten, was in der Kirche alles möglich ist.“ Weber begreift die Turntables dabei als Solo-Instrument, der Kantor selbst wird an der Orgel sitzen. Die Stühle werden an diesem Abend zur Seite geräumt, um die Fläche für die Tänzer frei zu geben. „Wir werden auch einiges improvisieren“, sagt Weber und hofft, mit dieser Veranstaltung nicht nur die jungen Interessierten zu erreichen.

Am Sonntag, 10. November, steht um 11 Uhr ein musikalischer Festgottesdienst im Programm. Die Liturgie hält der ehemalige Holzbüttgener Pfarrer Ulrich Caspers, der mehr als 30 Jahre in der Lukaskirche wirkte. Der Chor von Wolfgang Weber, „Chorus of Joy“, singt Gospellieder.

Eine außergewöhnliche Aufführung findet am Sonntag, 17. November, um 17 Uhr mit der Inszenierung Totentanz in der Lukaskirche statt. Die holländische Balletttänzerin Petra Slickers aus Vorst wird modernen Ausdruckstanz vorführen. Weber spielt Bach. „Es wird drei Teile geben“, erklärt er. Im ersten Teil der Performance dreht sich alles um den Tod. Anschließend geht es darum, den Tod anzunehmen und zu akzeptieren. Im Schlussteil wird sich die Sterbende, die unter Steinen und Tüchern liegt, entblättern. „Die Seele bleibt übrig, die Tänzerin steht im Licht“, erläutert Weber. Eine Komposition von Philip Glass erklingt im dritten Teil: Der amerikanische Komponist entwickelt in „Dance Nr. 4“ Dur- und Mollakkorde in kleinsten Veränderungen und rhythmischen Variationen.

Mittelalterliche Musik wird von einem zum anderen Teil überleiten. „Der Kreis schließt sich hier“, sagt Weber. Toten- und Prozessionstänze waren schon im Mittelalter bekannt.

Weiter geht es am Freitag, 22. November, um 20 Uhr in der Johanneskirche mit einem Evensong, der aus der anglikanischen Kirche entliehen wurde. Die musikalische Abendandacht wird unter Mitwirkung aller Chöre der evangelischen Kirchengemeinde stattfinden.

Den Schlusspunkt der Kirchenmusikwochen setzt am Sonntag, 24. November, das Konzert Misa Tango von Palmeri. Werke des argentinischen Bandoneon-Spielers und Komponisten Astor Pantaleón Piazzolla sowie des Brasilianers Heitor Villa-Lobos werden um 17 Uhr in der Auferstehungskirche zu hören sein. Getanzt wird zwar nicht, die gefühlvolle Musik steht aber an diesem Totensonntag im Mittelpunkt. Das Besondere: Auch das Publikum kann sich ein Tango-Stück wünschen, das dann von der Kantorei gespielt wird.