Rathaus: Eine Passage für die Kunst
Der Verein Düsseldorfer Künstlerinnen stellt zum 100-jährigen Bestehen aus.
Kaarst. Täglich laufen Mitarbeiter und Bürger durch die städtische Galerie in Kaarst. Der gläserne Schlauch verbindet das Rathaus mit dem Bürgerhaus. „Das ist eine sehr lebendige Ausstellungssituation“, sagt Rose Köster, Vorsitzende des Vereins Düsseldorfer Künstlerinnen. 15 von ihnen zeigen im Rathaus jetzt ihre Malereien, Grafiken, Fotografien, Skulpturen und Objekte — unter dem Titel „Passage“.
Mit der Schau feiert der Verein sein 100-jähriges Bestehen. „Dem Düsseldorfer Kulturamt fehlten für die Ausstellung die Räumlichkeiten“, sagt der städtische Kulturmanager Klaus Stevens. „Dass die Kunstwerke jetzt hier gezeigt werden, macht Kaarst zur heimlichen Kulturhauptstadt.“ Immerhin sind drei Kaarster Künstlerinnen vertreten.
Rose Köster ist eine davon. Die Vorsitzende hat ihre Interpretation des Ausstellungsthemas mit Acrylfarben auf die Leinwand gebracht. „Bei mir zu Hause gibt es zwischen Atelier und Haus einen Durchgang. Diesen habe ich wiedergegeben“, sagt sie. Ihre Bilder spielen mit Farb- und Formkontrasten. Der Blick des Betrachters schweift mal auf Kösters Terrasse, mal auf ihren Garten.
Zum Mitmachen lädt Birgitt Verbeeks Bodenobjekt ein — eine Anordnung aus neun farbigen Holzkuben, die Besucher verrücken können. „Wie im Leben ergeben sich immer wieder neue Positionen“, sagt die Kaarster Künstlerin. „Es öffnen sich neue Türen, die es für den Menschen zu entdecken gilt.“
Helga Weidenmüller gestaltet ihre Objekte häufig aus Gips. „Um neue Wirklichkeiten zu schaffen“, sagt sie. Und so kreiert sie auch mit einem Werk in der Rathausgalerie eine Passagesituation — aus zwei rechteckigen Elementen ragen Fühler hervor, die sich in der Mitte treffen.
Im Atrium können Kunstinteressierte die Geschichte des Vereins entdecken. Hans Georg Woköck recherchierte für die Ausstellung drei Jahre, arbeitete sich durch die Düsseldorfer Archive. „Die Werke wurden bislang nicht richtig archiviert“, sagt er. „Viele Biographien von Künstlerinnen fehlten.“ Zum Beispiel die von Gisela von Baum, die in den 1950er Jahren mit Gustaf Gründgens am Düsseldorfer Schauspielhaus arbeitete. Woköck stieß im Internet auf den Besitzer ihrer Tagebücher und rekonstruierte die Vita.
Neben historischen Plakaten und Katalogen sind unter anderem alte Zeitungsartikel zu sehen. Der Mittag schrieb 1959: „Wenn man kocht und pinselt, da scheint der Mensch doch irgendwo überfordert.“ Die Künstlerinnen beweisen das Gegenteil.