Vortrag: Als die Bombe auf Hiroshima fiel
Zeitzeuge Hideto Sotobayashi sprach im Café Einblick über die Katastrophe.
Kaarst. Hideto Sotobayashi trägt einen Anzug, hinter ihm steht eine Leinwand. Sie zeigt eine Karte von Hiroshima. Vier Punkte sind markiert. Die rund 40 Zuhörer im Kunstcafé Einblick wollen vor allem eines wissen: Was hat Hideto Sotobayashi am 6. August 1945 erlebt. In einem Vortrag berichtete der japanische Zeitzeuge, der die Abwürfe der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki überlebt hat, jetzt von dieser schrecklichen Erinnerung.
„Viele Überlebende sind bereits verstorben. Deshalb fühle ich mich verpflichtet, darüber zu sprechen. Nicht aus der Opferrolle heraus, sondern als Mensch wie jeder andere“, sagte der 82-Jährige. Er erklärte, dass sich viele Menschen von den Überlebenden und ihren Nachfahren distanzieren. Zu stark sei der Irrglaube, sich mit Radioaktivität anstecken zu können, zu groß die Angst, missgebildete Kinder zu bekommen.
Der in Nagasaki geborene Professor erinnert sich genau an den Morgen des 6. August — als die Atombombe explodierte, während er nur 1,5 Kilometer weiter in der Schule saß.
„Es war, als hätte man eine riesige Lampe eingeschaltet. Es donnerte, dann stürzte das Schulgebäude ein und brannte“, sagte er. Dem damals 16-jährigen Schüler sei es gelungen, sich aus den Trümmern zu befreien und einen Freund zu retten. Dann flüchtete er zu seinem Elternhaus, das unweit des Abwurfzentrums lag.
Auf der Suche nach seiner Mutter und dem Gastschüler Okimasu sah er mit an, wie Menschen umherirrten — schwarz vor Verbrennungen. Nachdem er Okimasu leblos in einem Fluss fand, traf er im Rotkreuz-Krankenhaus auf seine Mutter. Es war das einzige Krankenhaus, das nicht zerstört wurde.
Weil sich die 35-Jährige nicht bewegen konnte, brachten Sotobayashi und sein Vater sie mit einem Fahrradanhänger nach Hause, wo sie wenige Tage später starb. Am 9. August erfuhr er, dass in seiner Geburtsstadt eine weitere Bombe detoniert war.
„Nukleare Waffen sind am gefährlichsten“, sagte Sotobayashi, der unter anderem an der Technischen Universität in Berlin gelehrt hat. „Sie richten schlimme gesundheitliche Schäden an.“ In kürzester Zeit seien viele Überlebende an den Folgen der radioaktiven Strahlung gestorben.
Sotobayashi sprach auch die Katastrophe in Fukushima an. „Wir sollten den Ausstieg aus der Atomenergie fordern. Mit meiner Geschichte will ich erreichen, dass wir die Folgen der Atombombe nicht vergessen“, sagte er. Dass er selbst ohne gesundheitliche Schäden davongekommen kam, sei reines Glück.