Riffe im Kaarster See verboten
Der Tauch-Sport-Club wollte neue Riffe installieren, damit das Wasser klarer wird. Die Sportfischer gingen gegen das Projekt vor.
Kaarst. Künstlich angelegte Riffe im Kaarster See sorgen für Ärger zwischen Tauchern und Anglern. Der Tauch-Sport-Club Kaarst (TSC) hatte 2009 begonnen, die Riffe zu installieren. Mit der Maßnahme wollten die Taucher dem Überangebot an Nährstoffen entgegenwirken, die sich im See sammeln und beim Absterben und der Zersetzung Sauerstoff verbrauchen. So können Faulgase entstehen.
Zur Aufschüttung der fünf künstlichen Riffe wurden Steine benutzt, an denen sich Muscheln und andere Lebewesen ansiedeln können. „Sie sorgen dafür, dass der See von Nährstoffen gereinigt wird und dienen zugleich als Nahrung für die Fische. Außerdem wird das Wasser klarer und mehr Licht gelangt in den See“, erklärt TSC-Vorsitzender Volker Pieper. Dadurch würden die Wasserpflanzen mehr Sauerstoff produzieren.
Um den Sauerstoffgehalt weiter anzureichern, wollten die Taucher im Frühling 2011 fünf weitere Riffe errichten, die allerdings deutlich größer sein sollten als die bisherigen. An den Kosten beteiligte sich die Sparkasse Neuss, das „24-Stunden-Schwimmen der Stadt Kaarst“ sowie die SG Kaarst über Spenden. Doch als die Taucher die neuen Betonsteine versenken wollten, regte sich Widerstand.
Der Sportfischerverein Kaarst bestand laut Pieper darauf, dass die Entfernung der Riffe zum Ufer etwa 75 Meter betragen sollte. „Das wäre ungefähr die Mitte des Sees“, sagt er. Dort sei das Wasser jedoch etwa 14 Meter tief, so dass die Riffe nutzlos wären, da sich in dieser Tiefe keine Lebewesen ansiedeln. Dirk Klein, Vorsitzender des Sportfischervereins, wollte sich auf Anfrage unserer Redaktion nicht zum Thema äußern.
Die Untere Wasserbehörde des Rhein-Kreis Neuss entschied, dass keine weiteren Riffe installiert werden dürfen. „Das wäre ein unzulässiger ökologischer Eingriff“, erklärt Norbert Clever, Leiter des Kreis-Umweltamtes. Bei den versenkten Steinen handele es sich nicht um ein natürliches geologisches Material. Außerdem wäre die Installation von Riffen ein Eingriff in das Fischereirecht. Die Untere Wasserbehörde prüfte nun, ob auch die bestehenden fünf Riffe entfernt werden müssen. Schließlich seien sie ohne Genehmigung angelegt worden. „Sie bleiben auf jeden Fall im See, weil sich bereits ein ökologischer Lebensraum gebildet hat“, sagt Clever.
Grundsätzlich empfehle er, nicht an den Symptomen zu arbeiten. Clever: „Das zu große Nahrungsangebot im See, das zum Beispiel durch das Füttern von Enten entsteht, ist die Ursache, die bekämpft werden muss.“ Von einem drohenden Umkippen des Sees könne allerdings keine Rede sein.
Das Thema beschäftigt Volker Pieper und den TSC Kaarst dennoch weiter: „Wir müssen alles unternehmen, um den Sauerstoffgehalt im See zu verbessern, und deshalb suchen wir derzeit nach neuen Ideen.“